Oliver Kalkofe ist mit seiner im Frühstyxradio groß gewordenen Mattscheibe inzwischen im dem Medium präsent, dem seine Spott-Kanonaden gelten: Seit dem 17. April 1994 strahlt der Pay-TV-Sender Premiere jeden Sonntag nach dem ersten Spielfilm unverschlüsselt die gnadenlosen Kommentare Kalkofes zu den großen und kleinen TV-Peinlichkeiten aus. In der Zeitschrift TV-Spielfilm erscheint außerdem die Kolumne Kalkofes letzte Worte, in der Kalkofe wie in der Mattscheibe die deutsche Fernsehlandschaft aufs satirische Korn nimmt.

Das Frühstyxradio-Team beschließt 1994, nach den vielen Aktivitäten 1993 eine kurze Atempause einzulegen, um sich wieder in erster Linie auf die Radiosendung konzentrieren zu können. Mit Anfang des Jahres gibt es auf radio ffn zudem Comedy-Nachwuchs mit Jochen Krause und Martin Jürgensmann, die als Autoren und Sprecher der Hannoveraner Originale Siggi & Raner das Programm bereichern. Währenddessen gewinnt das Frühstyxradio weiter überregionale Popularität. Nicht nur der SFB-B2 trägt die Stimmen des Tierfreundes oder von Frieda & Anneliese über Berlins Dächer – auch bis tief in den Brandenburger Raum kann das Frühstyxradio inzwischen gehört werden, denn für Fritz (ORB) produziert FSR eine zweistündige Sendung, die unter dem Titel „Alles Banane – Das Fritz-Frühstyxradio“ jeden Sonntag zu hören ist. Bereits seit Oktober 1993 sitzen auch begeisterte Münchner vor ihren Empfängern und lernen im Programm des bekannten Stadtsenders Radio Xanadu den Kleinen Tierfreund und Onkel Hotte kennen.

Trotz aller Radioaktivität wird aber auch 1994 für das Frühstyxradio-Team wieder ein Jahr voller Aktivitäten jenseits des Radios.

Die Stunde, die es nicht gibt: Am 25. September 1994 kann eine große Hörerschaft der Wortgewalt von Dietmar Wischmeyer und Oliver Kalkofe in der Bethlehem-Kirche zu Hannover beiwohnen. Schon tradionell in der Stunde, die es nicht gibt (Zeitumstellung um 2.00 Uhr) lesen die beiden unter dem Titel „Putenschnitzel 7,95“ aus Ihren Werken. Die Veranstaltung wird live im Programm von radio ffn übertragen.

Zum ersten die Tourneen. Im Mai tourt das Frühstyxradio unter dem Titel „Der Kleine Tierfreund kehrt zurück & Gäste“ zehn Tage durch ausverkaufte Säle in Nordrhein-Westfalen. Im Juni 1994 tritt das Frühstyxradio erstmals in München auf. Das Zelt auf dem Tollwood-Festival ist innerhalb kürzester Zeit mit 1.100 Besuchern restlos ausverkauft. Im Juni folgt eine Lesungstour von Dietmar Wischmeyer und Wolf-Rüdiger Marunde, auf der sie aus dem zweiten Tierfreund-Buch „Die Rückkehr“ (Fackelträger-Verlag) lesen. Die neun Lesungen im norddeutschen Raum sind ausverkauft.

Der alljährliche Zwischenfall mit der Obrigkeit findet auch 1994 wieder statt. Dem Nürnberger Alternativsender Radio Z soll nach der Ausstrahlung von Kalkofes Onkel-Hotte-Märchen „Schneewuttchen“ die Sendelizenz entzogen werden. Trotz des eingeleiteten Verfahrens können sich die Hardliner in der Bayerischen Landesanstalt für neue Medien glücklicherweise nicht durchsetzen.

Mitte Oktober startet unter dem Titel „Das Grauen“ die größte und umfangreichste Bühnenproduktion des Frühstyxradios. Dieses Programm bricht in Hannover im Theater am Aegi alle Vorverkaufsrekorde in der Geschichte des Frühstyxradios (vier bis unters Dach ausverkaufte Vorstellungen zwingen das Team regelrecht, dieses Programm 1995 noch einmal aufzuführen). Kalkofe und Wischmeyer gehen mit der verlängerten, ausgearbeitete Version von „Putenschnitzel 7,95“ geht ab Mitte November bis Ende des Jahres auf die traditionelle Frühstyxradio-Weihnachts-Tour. Diese Veranstaltungen, jeweils an den Adventssonntagen, sind wieder innerhalb kürzester Zeit ausverkauft.

Zur Niedersachsenwahl 1994 gründet das Frühstyxradio-Team eine eigene Partei mit dem Namen FSR, die trotz wunderschöner Wahlplakate, und des Slogans „Freiheit, Schönheit, Reichtum für alle und umsonst“ die Null-Prozent-Hürde im Landtag nicht überwinden kann.

 

 

Im Herbst erscheint der erste Frühstyxradio-Mailorder-Katalog in Farbe. Die Freude der Kunden ist grenzenlos, was sich auch an der Flut von Bestellungen zeigt: allein der zum ersten Mal erscheinende Frühstyxradio-Kalender wird von den Fans insgesamt über 5.500mal bestellt. Zu bestellen gibt es vor allem auch brandneue CDs: Nachdem Ende 1993 der erste Teil des Artikels „Motorradfahrer und ihre Maschinen“ von Günther, dem Treckerfahrer in der Zeitschrift MOTORRAD erschienen war, gab es unzählige Anfragen nach einer akustischen Version des Artikels. Also veröffentlicht das Frühstyxradio-Label Anfang Oktober 1994 die CD „Günther, der Treckerfahrer: Verchromte Eier – Eine ausführliche Typologie von Motorradfahrern und ihren Maschinen.“ Parallel dazu erscheint der zweite Teil des Artikels in der MOTORRAD. Neben den Motorrad- kommen auch die Märchenfans Anfang Oktober voll auf ihre Kosten. Onkel Hotte & Die beschissenen Sechs (alias Fury In The Slaughterhouse) warten auf mit „Wichtel in der Nacht“ und das gleich in drei unterschiedlichen Versionen für verschiedene Gemütslagen. Zusätzlich werden auf diese Maxi-CD drei bis zu diesem Zeitpunkt unveröffentlichte Märchen von Onkel Hotte gepresst. Im November veröffentlicht das FSR-Label zusammen mit dem SFB eine Box mit zwei CDs aus dem FSR-Repertoire, die innerhalb kürzester Zeit vergriffen ist.