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Weihnachten fällt aus!

749 | TVS 26/23

Es tut mir leid, aber ich habe schlechte Nachrichten. Mir liegt ein mehrseitiger, handgeschriebener und durchaus emotionaler Brief eines gewissen Herrn S. Claus vom Nordpol vor, inklusive Begleitschreiben seines Anwalts, in dem von ihm unmissverständlich klargemacht wird, dass er sich aus persönlichen Gründen nicht in der Lage sieht, weiterhin wie gewohnt seinen bislang regelmäßig ausgeübten Pflichten nachzukommen. Kurz gesagt: der Weihnachtsmann hat keinen Bock mehr und haut in den eigenen Sack!

Einer der Gründe für die Arbeitsniederlegung liegt in der generellen Veränderung der äußeren Umstände, die sich im Laufe der letzten Jahrzehnte vollzogen hat. Wurde er bei seinen alljährlichen, bevorzugt heimlichen Kurzbesuchen zur Überbringung handgemachter Preziosen aus der hauseigenen Puppen-und-Spielwaren-Manufaktur früher noch mit Freude und Bewunderung erwartet, so ist dies inzwischen einer allgemeinen Ignoranz und Respektlosigkeit gewichen. Das Glas Milch mit Gebäck oder zumindest ein Schnaps und ein Zehner als stummes Zeichen der Dankbarkeit sind längst Geschichte, ebenso der so oft zitierte Blick in ‚fröhliche Kinderaugen‘. Üblich ist da heutzutage eher der angewiderte Ausdruck von Enttäuschung und Abscheu für den selbstgebastelten Plunder von dem alten Fettsack, wenn der eigentliche Wunsch doch ein iPad, ne Knarre und Designer-Sneaker waren, bis hin zur Aufforderung, sich ‚die verkackten Asi-Äpfel und Scheiß-Nüsse doch selbst in die Kimme zu schieben‘.

Hinzu kommt die veränderte generelle Grundsituation. War sein unentgeltlicher Präsente-Bringdienst zum Jahresabschluss einstmals gedacht als eine Art Belohnung für gute Taten oder zumindest als Anerkennung für den Versuch, so bietet die momentane Weltlage nur wenig Anlass für Lob. Ein Krieg jagt den nächsten, die Spirale der Gewaltbereitschaft wächst an allen Orten, Fake-News und Social-Media-Häme vergiften die mentale Friedfertigkeit, Empörung, Wut und Aggression sind das neue Volksempfinden, nie schien die individuelle Lunte zum emotionalen Explosionskern der Menschen kürzer – wenn überhaupt noch vorhanden. Sorry, da machen Geschenke nur wenig Sinn, und aktuell scheint keine Rute groß genug, die verantwortlichen Ärsche adäquat vermöbeln zu können. Wozu also der ganze Bums? Scheiß auf Father Christmas und Ho-Ho-Ho – dann doch lieber die Stiefel ausgezogen, Beine hochgelegt und sich schön gemütlich am Kamin einen in den Bart geschüttet! Sollen die Idioten doch sehen wo sie bleiben, wenn sie sich derart asozial aufführen!

So endet der Brief auch mit einer Art expliziter Aufforderung zu einem autoerotischen Sexualakt im persönlichen Beinbeuge-Bereich, die ich hier in ihrer harschen Wortwahl so nicht wiederholen möchte. Uns bleibt daher keine Wahl, als der Realität ins Auge zu sehen: Weihnachten fällt dieses Jahr wohl aus! Und wir haben selbst Schuld. Damit müssen wir jetzt klarkommen. Ziehen wir halt das kollektive Silvester-Besäufnis ein paar Tage vor, haken das vergeigte Fest ab und versuchen, im nächsten Jahr einfach mal wieder ein klein wenig menschlicher und liebevoller miteinander umzugehen, so als wären wir vernunftbegabte und empathiefähige Wesen mit Herz und Verstand. Nicht einfach, aber machbar. Die Hoffnung stirbt zuletzt. In diesem Sinne: Frohe Wasauchimmer!

Sendungs-Sound-Alike

Das deutsche Publikum liebt es einfach, Anderen dabei zuzuschauen, wie sie ihren alten Plunder verscherbeln. König der Ramschverkäufer ist und bleibt natürlich die kölsche Zwirbelschnauz-Glatze Horst Lichter mit BARES FÜR RARES. Aber wenn man den für Kabel Eins nicht mehr kriegen kann, macht man dort halt einfach eine Doku-Soap aus der Welt der Pfandleiher und nennt sie NUR BARES IST WAHRES – klingt schön ähnlich und wenn man Glück hat, merkt das keiner! Ist im Grunde ja auch egal, von welchem Langeweile-Zwischenhändler man sich in den Mittagsschlaf lullen lässt.

Famous im Forsthaus

Das haben wir nun davon! Das Promi-Wohn-Battle-Format FORSTHAUS RAMPENSAU war in seiner österreichischen Heimat derart erfolgreich, dass wir die GERMANY-Edition nun auch bei uns auf JOYN ertragen müssen! Wie gewohnt wird hierbei ein wildwüchsiges Rudel verhaltensauffälliger ‚Reality-TV-Rampensäue‘ mit chronischem Aufmerksamkeits-Defizit unter permanenter Kamera-Bewachung zusammen eingesperrt – diesmal allerdings als Selbstversorger in einer Holzhütte auf einer Alm in 1300 Metern Höhe. Nicht wirklich neu oder originell, aber dennoch eine erfrischende Abwechslung zu all den halbnackten Ganzkörpertätowierten unter Palmen im Pimper-Modus.

Schiff versenkt

Das ZDF muss sparen und hat erkannt, dass es gar nicht wirklich nötig ist, zwei teure Fiction-Formate zu produzieren, die im Grunde optisch wie auch inhaltlich so gut wie identisch sind. So bleibt das bewährte TRAUMSCHIFF weiter auf Erfolgskurs, die im Fahrwasser gemütlich hinterher tuckernde Schnulzen-Kopie KREUZFAHRT INS GLÜCK wird allerdings nach der nächsten Folge Richtung Trockendock oder gegen den nächstbesten Eisberg gesteuert. Ein Verlust, der durchaus zu verschmerzen ist, bei all den in Endlosschleife wiederholten Wiederholungen vom Publikum wahrscheinlich aber eh gar nicht bemerkt wird.

Die #SchleFaZ-Wunschfilm-Deutschland-Tour 2024

Tickets

19:00 Hamburg Friedrich-Ebert-Halle
19:00 Bremen Pier 2
19:00 Lübeck Kolosseum
19:00 Rostock Moya
19:00 Leipzig Haus Leipzig
19:00 Frankfurt Batschkapp
AUSVERKAUFT
19:00 Saarbrücken Garage
19:00 Kaiserslautern Kammgarn
19:00 Magdeburg AMO
19:00 München Alte Kongresshalle
19:00 Stuttgart Theaterhaus
19:00 Erfurt Alte Oper