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Warum feiern wir Ostern?

730 | TVS 07/23

Eine Frage, die sich vor allem jüngere Menschen sicherlich häufig stellen: wo kommt eigentlich dieses seltsame Eierfest im Frühling her? Und wieso zelebrieren wir dies Weihnachten des kleinen Mannes überhaupt so ausgiebig? Bei letzterem wissen wir ja, dass im Dezember der dicke rote CocaCola-Typ mit dem Kleinhirsch-Schlitten geehrt wird, dessen Frau mal in einer alten Scheune ein Kind von wem anders gekriegt hat, weshalb er enttäuscht in ein Wichtel-Wohnheim am Nordpol gezogen ist, oder so ähnlich. Die ganze Story wurde dann mit allerlei Glitzerkram und Zwangsverschenkerei ausgeschmückt, um immer zum Jahresende noch mal kurz die erschlaffende Weltwirtschaft anzukurbeln. So weit, so logisch – aber was war noch mal an Ostern los? Und wieso kaufen wir aus diesem ominösen Anlass ausgerechnet zu Karnickeln umgeschmolzene Schoko-Nikoläuse und verstecken bunt kolorierte Hühnerarsch-Endprodukte im Garten?

Gerüchten zufolge soll das Ganze im Ursprung etwas mit diesem einen Typen aus diesem einen ganz alten Buch zu tun haben, aber das ist alles ziemlich verworren. Da gibt es einerseits den Anfang der Festivitäten am Karfreitag, an dem aber alles voll auf Trauer getrimmt wird, früher mussten sogar Kinos und sonstige Veranstaltungsorte schließen, es galt bundesweites Tanzverbot und im Fernsehen liefen nur totale Stimmungs-Downer, überlange Kreuzigungsfilme und stinklangweilige Orgelkonzerte. Dann kommt ein Samstag, der ist so semi-frei, je nach Auslegung, und darauf folgt der Ostersonntag, der wiederum voll fröhlich mit den schon erwähnten Ei-Ablagen begangen wird. Doch dem nicht genug, dieses Why-the-Fuck-Celebration-Weekend wird sogar noch um einen offiziell arbeitsfreien O-Montag verlängert, an dem allerdings keiner weiß, was er tun soll.

Auch die Medien können mit dem Easter-Fest nichts so recht anfangen, denn diesem verwirrend strukturlosen Mix aus Sadness-Terror am K-Friday und anschließendem Happiness-Turbo fehlt einfach die seriöse Nächstenliebe-Grundlage mit wohlig-warmem Emotion-Feeling, das die Christmas-Time so erfreulich klar definiert. Weshalb es auch jede Menge offizieller Weihnachtsfilme gibt, aber null echte Easter-Movies – weil im Grunde niemand weiß, wie er sich fühlen soll. Auch Spenden-Shows und andere Deep-Feeling-Charity-Aktionen machen im fröhlichen Fun-Frühling wenig Sinn, und wo Silbereisen und Zarrella im winterlichen Wachskerzen-Meer beim ‚Stille Nacht‘-Singen das Publikum stets zuverlässig zu Tränen schmalzen, hält sich selbst bei ihnen mit ‚Klingelingeling, hier kommt der Eiermann‘ im Hasenkostüm der Rührungs-Faktor arg in Grenzen.

Fassen wir zusammen: Ostern ist ein seltsam vermurkstes Fest und kostet den Staat nur viel Geld, da die Menschen ja eigentlich prima arbeiten könnten, statt sich faul die Eier zu kraulen und sie dann auch noch zu verstecken. Andererseits macht es aber voll Spaß und bietet mal wieder Gelegenheit für ein schönes, sinnfrei verlängertes Sauf-und-Relax-Wochenende. Halten wir also besser die Klappe, sagen das Alles nicht weiter und hoffen, dass die FDP nichts mitbekommt oder die erste vegane Kleinstadt-Kita wegen kultureller Hühner-Hasen-Aneignung das rituelle Eiermalen absagt und die BILD-Zeitung anruft. Frohe Ostern – solange wir es noch haben!

Rückkehr des Grauens

Da waren alle froh und zufrieden, dass die Zeiten des peinlich-plakativen Vorführens bemitleidenswerter Singles auf RTL bei SCHWIEGERTOCHTER GESUCHT endlich vorbei waren. Aber wenn neue Ideen fehlen und die Quoten im Keller beim Format-Abfall dösen, dann holt man beim Bierholen von dort unten halt die müffelnden Mülltüten mit nach oben und recycelt den alten Gammel einfach doch noch mal. So kommt jetzt das große ungewollte Verkupplungs-Revival, allerdings wohl ohne Paarungs-Domina Vera Int-Veen, die sich vom TV zurückgezogen hat. Wahrscheinlich holt man Dieter Bohlen, Pocher oder Katja Krasavice, wenn’s ehrlich emotional werden soll.

Herzens-Worte

Seit ein paar Wochen läuft wieder das brutale Frauen-Folter-Format GNTM auf Pro7, aber diesmal wendete sich Sklaventreiberin Heidi Klum vor der ersten Folge mit einem gespielt gefühlvollen, fast zehnminütigen Rechtfertigungs-Statement überraschend an ihre Kritiker. Dies wurde zwar sofort aus Mediathek und Netz gelöscht, aber sie stellte klar: alles ist echt, bei den KandidatInnen werden weder die Absätze angesägt noch die Laufstege eingeölt! Super, wir sind sehr beruhigt. Fersen-Zeh-Amputationen, Frontallappen-Lobotomie und abgetrennte Pferdeköpfe im Bett wurden allerdings nicht dementiert. Schade.

Quoten-Buße

Der Ausbildungsweg eines professionellen Reality-Stars: Berufs-/Ausbildungs-Abbruch wegen Unfähigkeit/KeinBock/NixGelernt, Casting-Teilnehmer in Kuppel-/Sing-/Model-/Bums-Format, extrem asoziales Verhalten, Nachfolge-Shows mit stetigem Andrehen der Eskalations-Spirale, Endziel: Dschungelcamp oder PromiBigBrother. Danach bleiben dann nur Boulevard-Magazine und Talk in den Stunde-Danach-Programmen. Wegen des großen Erfolgs bietet Pro7 nun erneut die Möglichkeit der emotionalen S/M-Selbstgeißelung für frühere Sünden in DAS GROSSE PROMIBÜSSEN – der letzte Halt auf dem Weg in die Vergessenheit. Demütigend, aber immer noch besser als richtig arbeiten!

Die #SchleFaZ-Wunschfilm-Deutschland-Tour 2024

Tickets

19:00 Hamburg Friedrich-Ebert-Halle
19:00 Bremen Pier 2
19:00 Lübeck Kolosseum
19:00 Rostock Moya
19:00 Leipzig Haus Leipzig
19:00 Frankfurt Batschkapp
AUSVERKAUFT
19:00 Saarbrücken Garage
19:00 Kaiserslautern Kammgarn
19:00 Magdeburg AMO
19:00 München Alte Kongresshalle
19:00 Stuttgart Theaterhaus
19:00 Erfurt Alte Oper