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Warnung! Es könnte gewarnt werden!

743 | TVS 20/23

Vorsicht! Diese Kolumne wird in ihrer ursprünglichen Form zur Zeit der Drucklegung gedruckt, sie enthält eventuell Passagen, die aus aktueller Sicht anders erscheinen mögen als noch vor wenigen Tagen. Ihre Rezeption könnte zu körperlichen Reaktionen führen (zB Lachen, Weinen, Langeweile, Hustenreiz, Arschrunzeln). Aus Kostengründen musste leider auf Sex, Gewalt, Alkohol, Nacktheit und verstörende Stroboskop-Effekte verzichtet werden. Der Autor übernimmt keine Haftung, wenn Sie sich an der Blattkante schneiden. Dieser Text wird sich nach dem Lesen selbst vernichten (Zerknüllen/Verrottung).

Nicht dass ich persönlich es für unbedingt nötig oder sinnvoll erachte, aber Warnhinweise vor medialen Konsumgütern, vor allem im Bereich TV und Streaming, sind heutzutage üblich und inzwischen fast überall vorzufinden. Wobei ich gut verstehen kann, dass beispielsweise eine Trigger-Warnung bei starken Lichtblitzen für Epileptiker oder stark emotionalisierenden Handlungselementen für traumatisierte Menschen absolut hilfreich sein können. Die meisten dieser signalisierenden Content-Angaben beziehen sich allerdings auf den Inhalt, also Aktionen oder Sprache, und möchten besonders sensiblen bis mitteilungsbedürftigen Menschen bereits höflich im Vorfeld sagen: Achtung, könnte gut möglich sein, dass sie sich bei dieser Sendung über irgendwas aufregen, aber bevor Sie Ihre Zeit mit Empörung im Internet oder Zuschauerpost vergeuden, die hier eh keiner liest, gucken Sie doch lieber was anderes, okay? Eigentlich ein lobenswerter Service.

Der WDR erntete allerdings jüngst einen heftigen boulevard-medialen Shitstorm, weil sie in der Mediathek ausgewählte Sendungen einiger nationaler Humor-Heiligtümer wie Otto, Harald Schmidt oder Familie Heinz Becker mit einem ebensolchen Hinweis versahen. Im Wortlaut: ‚Das folgende fiktionale Programm wird in seiner ursprünglichen Form gezeigt. Es enthält Passagen, deren Sprache und Haltung aus heutiger Sicht diskriminierend wirken können.‘ Was zu einer expressiv gewaltigen ‚GehtsNoch?-DieHamSeJaNichtMehrAlle-HändeWegVonUnserenIdolen‘-Welle der Entrüstung führte. Wäre auch durchaus verständlich, wenn der WDR aus Furcht vor möglichen Beschwerden Sendungen geschnitten oder entfernt hätte. Hat man aber nicht. Nur diesen Hinweis davor getackert, um evtl. unwissenden Spätgeborenen oder übereifrigen Berufsaufregern eine deeskalierende kurze Erklärung zu liefern. Muss man nicht machen, kann man aber, tut keinem weh und beschädigt nicht das Werk. Ich brauche es nicht, aber bevor ich mich darüber aufrege, nehme ich es lieber als Satire-Bonus und schmunzle über die unnötig verspürte Notwendigkeit.

Bei all der dadurch verursachten realen Wut über den wilden Wokeness-Wahnsinn sollte man daher vielleicht zukünftig besser über Warnhinweis-Warnungen nachdenken, zB: Im Vorfeld der folgenden Sendungen kann es zu eventuell überflüssigen, aber größtenteils harmlosen Belehrungs-Hinweisen kommen, die von einigen Menschen als Angriff auf ihre persönliche Freiheit fehlinterpretiert werden könnten. Bei Bedarf bitte einfach ignorieren oder kurz die Augen schließen und ein Lied summen. Unnötige Erregung kann zu Schnappatmung, Fake News und Blähungen führen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Der Text ist jetzt zu Ende. Sie kehren nun zurück in die Realität. Aber Achtung, im realen Leben existieren keine Warntafeln. Nicht dass Sie sich später beschweren!

Öde Strandlage

Unter den unzähligen ewig gleichen Reality-Formaten, in denen an Stränden unter Palmen unbekannte Prominenz-Behaupter gegeneinander feiern, streiten und das Publikum in den Wahnsinn langweilen, gibt es auch eins mit Namen ALL STAR SHORE. Das stammt aus den USA und läuft heimlich bei MTV und Paramount+. Jetzt kommt ungefragt eine neue Staffel und da dürfen aus Mitleid diesmal sogar zwei deutsche unbekannte Realitäts-Darsteller mitmachen, damit auch bei uns die Publikumszahlen in die Höhe schießen. Ich hoffe Sie können Ihre ungezügelte Vorfreude im Griff halten, ohne zu eskalieren.

Kleinen Bock

Erinnern Sie sich noch an Calvin Kleinen? Na dieser Typ mit den Muskeln, aus diesen ganzen Reality-Fuck-and-Fun-Formaten! Lebt auf Instagram, grinst immer etwas dümmlich und redet auch so, rappt ganz schlecht und bumst gerne! Nein? Na der kriegt jetzt jedenfalls ein eigenes Doku-Format auf JOYN mit dem Titel CALVIN AM GOLDSTRAND, wo er in zehn Teilen versucht, Partykönig von eben jenem Goldstrand zu werden. Bevor Sie fragen: Ja, so verzweifelt sind unsere Streamer jetzt schon. Und Nein, Sie müssen das ja nicht gucken. Puh!

Fetisch Fun

Endlich besinnt sich RTL2 auf seine Kernkompetenz und macht mal wieder was mit frech-versauten Fickeleien! Denn momentan ist schräger Fetisch-Sex total angesagt, hat irgendwer auf dem Redaktionsklo gesagt. Daher erwartet uns nun PLAYDATE – LUST AUF FETISCH?, wo sich Singles treffen, von ihren geheimen Gelüsten berichten und diese bei Erfolg kameratauglich umsetzen dürfen. Alles dabei von Sado-Maso über Fesseln mit Fußfummeleien bis Puppy-Rollenspiel und Wax-Wixxing. Darauf einen lauwarmen Natursekt und zwanzig Peitschenhiebe – das Qualitätsfernsehen ist noch lange nicht tot!

Die #SchleFaZ-Wunschfilm-Deutschland-Tour 2024

Tickets

19:00 Hamburg Friedrich-Ebert-Halle
19:00 Bremen Pier 2
19:00 Lübeck Kolosseum
19:00 Rostock Moya
19:00 Leipzig Haus Leipzig
19:00 Frankfurt Batschkapp
AUSVERKAUFT
19:00 Saarbrücken Garage
19:00 Kaiserslautern Kammgarn
19:00 Magdeburg AMO
19:00 München Alte Kongresshalle
19:00 Stuttgart Theaterhaus
19:00 Erfurt Alte Oper