#SchleFaZ-Tour-Tickets:

Verschwenden – aber richtig!

719 | TVS 22/22

 
 

Die öffentlich-rechtlichen Anstalten haben es derzeit nicht leicht, sehen sie sich doch plötzlich mit einer überraschend intensiven Beschwerdewelle konfrontiert, sie würden unsere Gebührengelder verschwenden. Allerdings bezogen sich die Vorwürfe fürs erste hauptsächlich auf kapitalistische Kavaliersdelikte wie vermeintliche Vorteilsnahme, Veruntreuung, Vetternwirtschaft und andere marktwirtschaftliche Mauscheleien und Mindervergehen. Die allgemein sträfliche Verhinderung kreativer Programm-Innovationen, übermütig übertriebene Überbürokratisierung und starrköpfige Fortschrittsverweigerung wurden bislang hingegen nur marginal thematisiert. Ganz im Gegenteil wird eher kritisiert, dass gerade für die Produktion der eigentlichen Sendungen generell zu wenig Mittel zur Verfügung gestellt würden.

Der traurige Tod der britischen Königin bot nun die erfreuliche Möglichkeit, all diesen Nörglern und Spöttern das Gegenteil zu beweisen. Zu diesem Anlass entschieden sich ARD und ZDF nämlich, dasselbe Ereignis mit gigantischem finanziellem und personellem Aufwand über neun Stunden gleichzeitig mit zwei separaten Teams vor Ort und im Studio gegeneinander zu begleiten. Was viele Zuschauer durchaus irritierte, da beide Sender flächendeckend empfangbar sind und die Berichterstattung für das Publikum in Qualität und Tonalität nicht voneinander unterscheidbar war. Dennoch rechtfertigten Beide ihr Vorgehen mit ‚unterschiedlichen journalistischen Herangehens-weisen‘, was übersetzt nur bedeuten kann, dass die ARD dem ZDF wohl nicht genügend journalistische Kompetenz zutraut und das ZDF die Adelsexperten der ARD als zu wenig unterwürfig empfindet. Sonst gibt es zumindest keine logisch nachvollziehbaren Gründe, warum man für derartige Unsummen unseres Geldes ein Ereignis doppelt begleiten sollte, bei dem eine tote alte Dame von schweigenden Menschenmassen begleitet über viele Kilometer sehr langsam zu ihrer letzten Ruhestätte transportiert wird. Denn bei allem Respekt für die Queen und unter Berücksichtigung der internationalen Bedeutung dieses Events: mehr passiert da nicht! Und die Reportage dazu könnte ein qualifizierter Sender mit halbwegs professionellem Team sehr wohl alleine wuppen.

Die Wahrheit ist eine andere, denn hier sollte eindeutig ein Zeichen gesetzt werden – nämlich dass man immer noch sehr wohl in der Lage ist, unsere Beiträge nicht nur für die Verwaltung, sondern auch für absurde Programm-Inhalte im großen Stil sinnlos zu verballern, wenn man nur wild genug die Relevanz-Keule schwingt! Wieso eigentlich die nächste Retro-Auflage von WETTEN DASS im Zweiten nicht mit eigenem Team zeitgleich auch auf der ARD ausstrahlen, aber moderiert von Florian Silbereisen? Oder für das nächste Fußball-Länderspiel im Stadion immer je eine Kamera vom Ersten und Zweiten direkt nebeneinander stellen und mit unterschiedlichem Kommentar parallel senden, damit kein Stammzuschauer von ARD oder ZDF zum mühsamen Umschalten gezwungen wird? Denn für professionelle Verschwendung im großen Stil braucht man immer Zwei: Einen, der die Kohle ins Klo schmeißt und Einen, der die Spülung betätigt!

Mittelstar-Suche

Wenn ein Personality-Format den Titel FAMILIE – GLAUBE – LIEBE trägt, würde man wahrscheinlich als Erstes irgendwas mit Florian Silbereisen beim mdr oder Giovanni Zarella in der FERNSEHGARTEN-Pause vom ZDF vermuten. Überraschend ist allerdings, dass diese Soap-Doku auf RTL+ mit DSDS-Allrounder Pietro Lombardi laufen wird. Dort sollen wir nicht nur Alles über den kleincharismatischen Karlsruher Knödelpopper erfahren, was wir im Grunde noch nie wissen wollten, sondern nebenbei auch noch einen ersten Mini-Superstar für sein neues eigenes Label suchen. Versprochen werden ‚schöne Stimmen und Geschichten und viel Gänsehaut‘. Ja, klingt sehr gruselig!

Resterampen-Rückruf

Günter Jauch hat sich von seinem klassischen Jahresrückblick MENSCHEN, BILDER, EMOTIONEN als Moderator verabschiedet, aber RTL hat bereits ein adäquates Nachfolger-Duo gefunden: Moderations-Legende Thomas Gottschalk und den fast vergessenen Ex-Verteidigungsminister und Abschreibe-Doktor Karl-Theodor-zu-Echt-Jetzt?-Guttenberg. So unerwartet absurd, dass man bei SAT1 bereits überlegt, Jörg Pilawa für seine 2022-Rückschau Philipp Amthor zur Seite zu stellen, während das ZDF Markus Lanz durch Horst Lichter und Armin Laschet ersetzen möchte. Wichtig ist nur, dass es nicht zusammenpasst!

Knatter-Konversationen

Auf der Suche nach einem neuen Fremdschäm-Format, das vielleicht endlich mal einer guckt, ist Wannabe-Sender BILD TV nun fündig geworden: KOMM DOCH! Pseudoprovokant pikant-peinliche Pillepalle-Pimper-Plaudereien rund ums Überraschungsthema Sex mit Ex-Model und Reality-Show-Sättigungsbeilage GIULIA SIEGEL. Als Moderatorin eine durchaus passende Wahl, da man sich bei ihr sofort fragt ‚Who-the-Fuck war die noch mal?‘ Flankiert werden sollen die boulevardesken Bumsbesprechungen durch diverse Erotik-Dokumentationen, so lange bis endlich eine messbare Zuschauer-Quote erreicht ist. Viel Glück!

Die #SchleFaZ-Wunschfilm-Deutschland-Tour 2024

Tickets

19:00 Hamburg Friedrich-Ebert-Halle
19:00 Bremen Pier 2
19:00 Lübeck Kolosseum
19:00 Rostock Moya
19:00 Leipzig Haus Leipzig
19:00 Frankfurt Batschkapp
AUSVERKAUFT
19:00 Saarbrücken Garage
19:00 Kaiserslautern Kammgarn
19:00 Magdeburg AMO
19:00 München Alte Kongresshalle
19:00 Stuttgart Theaterhaus
19:00 Erfurt Alte Oper