#SchleFaZ-Tour-Tickets:

Das wird man doch mal sagen dürfen!

669 | TVS 24/20

Ein Satz, den man in letzter Zeit häufig hört. Viele Menschen scheinen das Gefühl zu haben, in unserem Land nicht mehr frei sprechen zu dürfen, worüber sie sich dann auch meist lautstark öffentlich beschweren, um einmal klipp und klar zu sagen, was man so alles nicht mehr sagen dürfe. Das ist halt der Vorteil, wenn man in einer Demokratie lebt: man kann das Recht zur freien Rede nutzen, um auf Demonstrationen, im TV oder Internet ungehindert zu beklagen, dass man dieses Recht offensichtlich nicht mehr habe und eigentlich inzwischen in einer Diktatur leben würde – was man allerdings nicht sagen könnte, wenn dies wirklich so wäre. Der diskrete Charme der Absurdität. Niemand wird verhaftet, wenn er etwas vermeintlich Kritisches äußert – aber ein von verschiedenen Seiten aufbrausender Shitstorm mit Brockenwurf und verbalextremistischer Lawinenbildung ist durchaus nicht unüblich, ganz egal ob die ursprüngliche Anmerkung nun besonders hanebüchen, abstoßend, provokativ intelligent oder einfach nur saublöd gewesen sein mag.

Die mitunter unerwünscht wuchtige Reaktionswelle auf so manch  eigene und somit per se ja gefühlt korrekte Aussage mag viele Menschen schockieren, nur kommt sie relativ selten von staatlicher Seite, da sich die Regierung letzten Endes dann doch überraschend (und für viele vielleicht auch ein Stück weit enttäuschend) wenig für die individuellen Meinungen der einzelnen Bürger interessiert. Wurde in früheren Systemen noch mit enthusiastischem Wissensdurst aktiv bespitzelt, denunziert und inhaftiert, hat sich inzwischen eine gewisse Laissez-Faire bzw Lasse-Labern – Mentalität eingestellt. Das zeugt von gelerntem Pragmatismus: wozu soll sich der Staat mit der Meinungs-Erziehung seiner Einwohner abmühen, wenn die sich doch ganz wunderbar auch von alleine gegenseitig überwachen, maßregeln und aufs Maul schauen und hauen? Und seien wir ehrlich: hätte es in der DDR schon die heutigen bumsbanal-prolligen ScriptedReality- und BigBrother-Brüll-Formate der Privatsender gegeben, hätte definitiv niemand mehr den geringsten Wunsch verspürt, die privaten Gespräche seiner Bürger abzuhören, nicht mal für Geld!

Analysiert man letztlich die Vorwürfe des angeblichen Nichtmehrsagendürfens und die jeweils zugrunde liegende Bemerkung genauer, so stellt sich leider häufig heraus, dass es sich um Dinge handelt, die man zwar sagen darf, aber in einer aufgeklärten Gesellschaft aus humanistischen Gründen vielleicht schlicht nicht mehr sagen sollte. Früher, als die sozialen Medien noch Nachbarn und Bekannte hießen, bekamen es halt einfach viel weniger Menschen mit, wenn man Scheiße laberte – was sich meist als eine Gnade für Kommunikator und Rezipient gleichermaßen erwies. Was bedeutet: Sagen kann man immer noch überall alles – ärgerlich ist nur, dass heute auch jeder einfach darauf antworten darf!

Dschungel-Lockdown

Lockdown-Maßnahmen okay, aber darf man dem deutschen Volk auch die letzte Insel der Hoffnung und Seligkeit rauben? Vergesst Weihnachten – was wird aus dem DSCHUNGELCAMP? Nach Australien wurde wegen Corona nun nämlich auch Schottland als mögliche Folter-Location abgesagt, aber trotzdem versucht RTL immer noch eine Inland-Alternative zu realisieren, damit die verzweifelte Nation nicht an diesem TV-Trauma zerbricht. Nur wo ist es elend, warm und feucht genug für das Pseudo-Promi-Bekloppten-Bootcamp? Saunaclub Cleopatra in Bitterfeld? Teutoburger Wald mit Heizpilzen? Zeitarbeiter-Wurst-Wohnanlage bei Tönnies? Vorschläge werden dankend angenommen!

Blind-Hochzeit

SAT1, der zärtliche Zweisamkeits-Sender mit Hüpfball-Herz, scheint einen sehr speziellen Deal mit den deutschen Standesämtern abgeschlossen zu haben. Nach dem Zwangsheirats-Format HOCHZEIT AUF DEN ERSTEN BLICK, wo sich potentielle Pimper-Partner beim ersten Kennenlernen direkt heiraten müssen, folgt nun 5 SENSES FOR LOVE. Hier dürfen sich die Blind-DaterInnen zwar befummeln, beschnuppern, belabern und abschlecken, allerdings erst dann auch sehen, wenn sie bereit sind sich gegenseitig die Ehe zu versprechen. Fast so romantisch wie vor hundert Jahren! Der SAT1-Deal besteht anscheinend nicht mit Standesämtern, sondern ausgewählten Scheidungs-Anwälten!

Online-Ödnis

Mit dem erneuten Little Lockdown droht uns auch die Rückkehr der unlustig langweiligen Home-Office-am-Rechner-Live-Shows, was die BILD auf ihrem Online-Portal mit ihrer ersten 20Uhr15-Primetime-Fun-Format schon mal ungewollt vorweggenommen hat. STADT-LAND-BILD heißt der müde Spaß mit jeweils vier biederen Boulevard-Buletten beim lustigen Buchstaben-Kicherworte-Battle. Freuen wir uns schon mal auf die Online-Schreibtisch-Versionen von Käsekästchen, Sackhüpfen und Eierlaufen.

Die #SchleFaZ-Wunschfilm-Deutschland-Tour 2024

Tickets

19:00 Hamburg Friedrich-Ebert-Halle
19:00 Bremen Pier 2
19:00 Lübeck Kolosseum
19:00 Rostock Moya
19:00 Leipzig Haus Leipzig
19:00 Frankfurt Batschkapp
AUSVERKAUFT
19:00 Saarbrücken Garage
19:00 Kaiserslautern Kammgarn
19:00 Magdeburg AMO
19:00 München Alte Kongresshalle
19:00 Stuttgart Theaterhaus
19:00 Erfurt Alte Oper