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660. Das Recht auf Billig (TVS 15/20)

Die letzten Wochen haben uns allen viel Anlass zum Nachdenken gegeben. Wir haben gelernt, dass wir zahlreiche Aspekte unseres Alltags und unserer Lebensregeln neu bewerten und korrigieren müssen. Deshalb ist es unumgänglich, mindestens eine alternativlose Ergänzung im Grundgesetz zu verankern, nämlich das unveräußerliche Recht des Menschen auf Billig! Zur Not müssen wir halt dieses verschwurbelte Menschenwürde-ist-unantastbar-Gedöns dafür raus nehmen, versteht niemand und hält sich eh keiner dran. Das allgemeine Recht darauf, alles auf der Welt so billig wie möglich erhalten zu können – und das möglichst in absurd großen Mengen, damit man notfalls auch was wegschmeißen kann – ist tief in uns verankert und evolutionstechnisch nicht mehr umkehrbar. Wir haben die bremsende Hürde überwunden, uns vorher zu fragen, was Dinge kosten würden, wenn man sie für Mensch, Tier und Natur anständig und ethisch vertretbar produziert, und erst im Anschluss den Wert und Preis zu bestimmen. So war das vielleicht früher mal, aber das ist schon lange her und deshalb nicht mehr zeitgemäß. Das führte nur dazu, dass damals nicht jeder alles stets im für die Wirtschaft so wichtigen Übermaß bekommen konnte. Viele Menschen, sogar Frauen, hatten nur so viel Kleidung und Schuhe wie sie wirklich brauchten, Fleisch gab es nicht mehrfach jeden Tag, Fliegen war teurer als Bahnfahren, Soft-Drinks trank man in Gläsern und nicht aus Eimern, Lachs und Scampi waren Delikatessen und keine Kneipensalat-Garnitur. Sogar für Filme, Musik und andere Kunstformen wurde unnötigerweise bezahlt. Die meisten Menschen legten ein fast schon lachhaft vernünftiges Konsum-Verhalten an den Tag, ohne ihre Mitschuld an der Verkümmerung des Wirtschaftswachstums zu realisieren. Eine traurige und Ökonomie-feindliche Zeit.

Heute wissen wir glücklicherweise: der so genannte ‚Markt‘ bestimmt die Regeln! Das heißt, wir können und müssen kaufen und konsumieren was wir nur können, und davon so viel wie möglich. Denn wenn nicht in riesigen Mengen produziert wird, können Millionen Menschen nicht für viel zu wenig Geld arbeiten, um einige wenige sehr reich zu machen. Und wenn wir nicht extrem billige Waren zur Verfügung stellen, können sich die Ausgebeuteten langsam gar nichts mehr leisten und das wäre unfair. Wenn dadurch dann mal Krankheiten ausbrechen oder es einigen sehr vielen Lebewesen nicht ganz so gut oder auch erbärmlich geht, dann ist das zwar traurig, aber unvermeidlich für unseren gesunden Kreislauf der wirtschaftlichen Absurdität.

Auch im Fernsehen läuft es schon seit langem nicht anders als in der Fleischindustrie: Privatsender produzieren in als Reality-Shows getarnten Pseudopromi-Mastanlagen unter würdelosen Bedingungen große Mengen mental unterentwickelter, in der Realität lebensunfähiger Berühmtheitsvortäuscher, die anschließend in zahllosen Billig-Formaten zur Belustigung durch den medialen Wolf gedreht werden, damit sich das unterhaltungsgierige Massenpublikum daran lachend überfressen kann. Das ist zwar weder für die Beteiligten noch für den Konsumenten schön oder gar gesund – aber Hauptsache der Wirtschaft geht’s gut! Denn letztlich stirbt es sich doch an nichts schöner als am Überfluss.

Talentmangel

Seit Anbeginn der medialen Zeitrechnung beschert uns RTL im Murmeltier-Modus alljährlich die sich stets wiederholenden Casting-Tanz-Dschungel-Sing-Talent-Shows aus der hauseigenen Recycling-Tüte. So auch das Supertalent, deren Staffeln sich seit Ewigkeiten nur durch die jeweiligen Beisitzer von Dieter Bohlen unterscheiden lassen. Neu angekündigt wurden für DAS SUPERTALENT nun voller Stolz Chris Tall und Evelyn Burdecki, um endgültig zu beweisen, dass Kompetenz definitiv keine Rolle spielt, Hauptsache das Publikum kennt die Visagen aus anderen RTL-Murksformaten und lacht über sie, aus welchem Grund auch immer. So produziert man haltbares Dosenfernsehen im Discounter-TV!

Qualverlängerung

Nach dem zweifelhaften Quotenerfolg der bösen Mobbing-Promis unter Palmen, die uns nicht zuletzt dank der Präsenz charakterlich fragwürdigen Medien-Gewürms wie Coching-Kasper Yotta, Gehässigkeits-Gremlin Mangipani und Giftnatter Desiree Nick wieder einmal zeigten, wie tief Reality-TV sinken kann, erwartet uns jetzt die nächste Fuhre Fernseh-Gülle XXL! Denn zur Strafe soll PROMI BIG BROTHER dieses Jahr nun eine Woche länger und mit noch mehr Live-Shows laufen als bisher – damit es auch wirklich richtig weh tut und kein Zuschauer sich später damit herausreden kann, er hätte ja von nichts gewusst! Den Horror haben wir uns selbst zuzuschreiben…

Fahrverbot

Überraschende Vollbremsung! Damit hatte wohl niemand gerechnet: nach drei Jahrzehnten im Privatfernsehen werden die professionellen Geschwindigkeits-Übertreter der FORMEL EINS ab 2021 ihre Auspuffe nicht mehr auf RTL knattern lassen! Noch ist nicht bekannt, auf welchem Sender in Zukunft mit Schmackes laut im Kreis gefahren wird, wahrscheinlich von nun an aber eher im Pay-TV. Heiko Wasser, Christian Danner und Kai Ebel sollten sich schon mal sicherheitshalber eine Liege im Dschungelcamp reservieren lassen!

Die #SchleFaZ-Wunschfilm-Deutschland-Tour 2024

Tickets

19:00 Leipzig Haus Leipzig
19:00 Frankfurt Batschkapp
AUSVERKAUFT
19:00 Saarbrücken Garage
19:00 Kaiserslautern Kammgarn
19:00 Magdeburg AMO
19:00 München Alte Kongresshalle
19:00 Stuttgart Theaterhaus
19:00 Erfurt Alte Oper