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653. Die Welt im Wandel (TVS 08/20)

Wohl niemand hätte Anfang des Jahres erahnen können, dass die gesamte Welt, die Wirtschaft und das öffentliche Leben innerhalb weniger Tage und Wochen komplett auf den Kopf gestellt würden – und das nur wegen eines mikroskopisch kleinen, aber höchst aggressiven Krankheitserregers. Viele von uns hatten einige der inzwischen realen Szenarien vielleicht schon in Filmen gesehen, aber irgendwie blieb das alles doch stets nur eine düster-dystopische Fiktion, die wir niemals persönlich zu erleben glaubten. Selten haben wir alle in einer nicht durch Krieg provozierten Weltlage derart schnell umlernen und radikale Veränderungen in unserem Alltag miterleben müssen, wie gerade jetzt – und natürlich habe ich absolut keine Ahnung, was sich in den circa zwei Wochen zwischen Schreiben und Erscheinen dieses Textes noch alles getan haben wird.

Eine der schwierigsten Aufgaben für die Medien wird es bleiben, die richtige Balance zwischen Aufklärung und Beruhigung sowie Seriosität und Entspannung zu finden und zu halten. Plötzlich werden sie alle wieder an ihre lange ignorierte Verantwortung erinnert, denn Desinformation und Verharmlosung in Krisenzeiten können im wahrsten Sinne des Wortes ebenso tödlich sein wie Überreaktionen und das Schüren blinder Angst, damit wir nicht schon bald unter panischen Hamsterkäufern bei Supermarkt-Schlachten um die letzte Großpackung Klopapier die ersten Opfer beklagen müssen. Gleichzeitig ändert sich aber auch die generelle Wahrnehmung der Rezipienten: auf einmal werden News-Formate wieder mehr geschaut als je zuvor, und vielen Menschen wird bewusst, wie unglaublich unwichtig die meisten bumsblöd-bedeutungslosen Boulevard-Bazare der Belanglosigkeiten und Egomanie-Exzesse im Grunde doch sind und eigentlich schon immer waren. Die Konzentration des täglichen Lebens auf das Wesentliche führt im positiven Falle dazu, das eingedöste Denkzentrum zu reaktivieren und das eigene Bewusstsein neu zu kalibrieren.

Auch viele Unterhaltungsformate stellen sich gerade ungewollt selbst auf die Probe, da sie gezwungen sind, ohne Studiopublikum zu produzieren. Mehr denn je zeigt sich nun, ob der Inhalt allein stark genug ist, auch ohne emotionale GPS-Leitung durch künstliche Stimmungsverstärker zu überzeugen oder ob die Sendung in ihrer natürlichen Reduktion den Zuschauer orientierungslos gelangweilt zurücklässt. Durch die Möglichkeit der aktuellen Reaktion hat das Fernsehen neben dem Internet aber auch die einmalige Gelegenheit, sich endlich wieder als verlässlicher und vertrauensvoller Partner für Information und Entertainment statt inhaltsloser Vollverblödung zu beweisen. Denn erst wenn die letzte Serie gestreamt, der letzte Film gesehen und die letzte Staffel gebingewatcht ist, werden wir merken, dass auf Netflix keine Nachrichten laufen.

Zum ersten Mal leben wir wirklich ALLE in einer noch nie dagewesenen und uns unbekannten Ausnahmesituation. Versuchen wir einfach vernünftig zu bleiben, nicht in Panik zu geraten, trotz der ernsten Lage den Humor nicht zu verlieren, einander zu helfen und im Laden auch noch eine Packung Nudeln für den Nachbarn übrig zu lassen. Und vielleicht gelingt es sogar, die uns durch aufgezwungene Alltags-Veränderungen gewonnene Zeit für eine Neuordnung der eigenen Gedanken und Prioritäten zu nutzen. Denn glücklicherweise ist Nachdenken nicht ansteckend. Bleiben Sie gesund – und helfen Sie anderen, es auch zu bleiben!

Schlecht gewinnt

Traurig aber wahr: die furchtbarsten Sendungen haben oft die besten Quoten! Noch während zB POCHER VS WENDLER und WER SCHLÄFT VERLIERT liefen, das Publikum grausam litt und die Negativ-Kommentare in den Sozialen Medien sich in Tsunami-artigen Frust-Lawinen überschlugen, wird man sich bei RTL und Pro7 im Panic Room versammelt und überlegt haben, welchem Mitarbeiter man wohl am besten die Schuld für die ganze Scheiße in die Schuhe schieben könnte. Als dann morgens die Top-Quoten für das Desaster eintrafen, schlug man sich allerdings gegenseitig lachend auf die Schulter und verwandelte die Scham in Stolz. Was die Zuschauer nun ausbaden müssen, denn ab jetzt dürften gerade die Haufen der dümmsten Hunde noch größer werden!

Bruderhilfe

Niemand hatte darum gebeten, aber SAT1 entschied sich dennoch, uns erneut mit dem bereits glücklich vergessenen Container-voller-Knallköppe-Klassiker BIG BROTHER in der Normalo-Version zu quälen. Was sich bisher nicht ausgezahlt hat, denn verständlicherweise wollen nicht allzu viele Menschen fremden Langweilern beim Pflicht-Wohnen zuschauen. Deshalb werden nach diversen Verzweiflungsaktionen nun auch wenig- bis nichtbekannte Boulevard-Berühmtheits-Behaupter in die Bruderbutze nachgeschickt, in der ersten Fuhre Ex-Promi-BB-Bewohner Menowin Fröhlich und irgendwelche ehemaligen Bachelor-und-Bachelorette-Beischlafs-Bewerber. Die wenigen Fans müssen jedoch nicht besorgt sein: besser wird es dadurch mit Sicherheit nicht werden!

Love Songs

Endlich wird wieder verkuppelt, schon viel zu lange blieben viel zu viele arme Singles ungepoppt in der sozialen Isolation. Um sich erfolgreich paaren zu dürfen, muss man jetzt allerdings singen können, denn das neue SAT1-Liebeskugel-Format nennt sich SONG DATE – LIEBE AUF DEN ERSTEN TON, ein Mix aus Singen, Knutschen und Coupling. Hier sollen sich einsame Herzen durch die Musik näherkommen und am Ende ein Duett performen, gewissermaßen eine Art DSDPP – DEUTSCHLAND SUCHT DAS SUPER-PIMPER-PÄRCHEN. Und wenn schon keine Beziehungen entstehen, dann vielleicht wenigstens ein paar gemeinsame Singles!

Die #SchleFaZ-Wunschfilm-Deutschland-Tour 2024

Tickets

19:00 Hamburg Friedrich-Ebert-Halle
19:00 Bremen Pier 2
19:00 Lübeck Kolosseum
19:00 Rostock Moya
19:00 Leipzig Haus Leipzig
19:00 Frankfurt Batschkapp
AUSVERKAUFT
19:00 Saarbrücken Garage
19:00 Kaiserslautern Kammgarn
19:00 Magdeburg AMO
19:00 München Alte Kongresshalle
19:00 Stuttgart Theaterhaus
19:00 Erfurt Alte Oper