#SchleFaZ-Tour-Tickets:

655. Die Gnade des Kontaktverbots (TVS 10/20)

Wenn wir eines Tages in ferner Zukunft, hoffentlich wohlbehalten, auf 2020 zurückblicken, so wird es den meisten in Erinnerung bleiben als das Jahr, in dem wir uns alle irgendwie näherkamen, indem wir uns körperlich voneinander entfernten. Denn die Essenz dieser Krise ist so skurril ungewohnt wie bizarr einleuchtend: obwohl wir physisch weiter denn je voneinander entfernt wurden, stehen wir gerade psychisch mehr denn je Seite an Seite beieinander, da die Bedrohung so unscheinbar unsichtbar und dennoch auf die eine oder andere Art allgegenwärtig auf uns alle lauert. Klar, auch der legendären Arschwisch-Paper-Wars, Nudelhamster-Fights und Händewasch-mit-Seife-Challenges werden wir uns schmunzelnd besinnen, ebenso wie der individuellen höhlenmenschlichen HomeOffice-Verwahrlosung und der öffentlichen Vermummungspflicht ganz ohne Karneval oder Demonstrations-Anlass. Am tiefsten allerdings wird sich die global auferlegte Kontaktsperre im kollektiven Unterbewusstsein verankern.

Die zahlreichen negativen Auswirkungen durch den Verlust zwischenmenschlicher Körperkontakte sind bereits hinlänglich diskutiert worden. Schauen wir an dieser Stelle aber auch einmal ganz offen und ehrlich auf seine Vorteile. So frustrierend vor allem für sexuell spontanaktive Singles und Tinder-Dauerwischer das Verbot impulsiver gegenseitiger Bespringung auch sein mag, so angenehm ist es für andere aber auch, nicht mehr ungefragt von jedem angegrabbelt zu werden. Die kitschkreischig-affektierten Bussi-Bussi-Küsschen der neureichen Schmierlapp-High Society sind letztlich ebenso Geschichte wie die aufdringliche Altherren-Antatschung der jüngeren Damenwelt oder das eklig sabberschmatzige Kleinkinder-Begrüßungsgeknutsche durch unliebsame Zufallsangehörige der entfernten Verwandtschaft. Auch rituell-wechselseitige familiäre Zwangsbesuche innerhalb der nervigen Sippschaft können nun erfrischend einfach durch ein simples ‚Ist ja leider gerade verboten‘ ohne mühsames Erfinden weiterer Ausreden vermieden werden. Wer sich schon vor der COVID19-Krise in einem ertragbaren Haushalt aufhielt, darf sich zu den Corona-Gewinnern zählen, über die relative Sicherheit vor Störungen von der Außenwelt freuen und endlich so moralisch löblich wie nie zuvor der gepflegten Stubenhockerei und dem entspannten Marathon-Binge-Watching hingeben. Selbst das Dauerglotzen der dümmlichsten und mental-moralisch verrottendsten TV-Programme kann, allein geschaut, derzeit als altruistischer Akt der Lebensrettung zum Schutze des Allgemeinwohls ausgegeben werden. Auf einmal zählt es wieder mehr, allein mit sich selbst zurecht zu kommen als mit vermeintlich wichtigen Gesellschafts-Formationen. Selbst die früher in Kreisen aggressions-interessierter sozialer Randgruppen häufig auftretende Form der interaktiven Kontaktaufnahme durch gegenseitiges In-die-Fresse-Hauen, wenn zB die Dialogpartner die beruflichen Betätigungsfelder ihrer jeweiligen Mütter durch eine dumme Verwechslung versehentlich in der Prostitutionsbranche vermuteten, hat sich durch die praktische Schwierigkeit der adäquaten Vermöbelung bei zwei Meter Abstand stark reduziert.

Zugegeben, dies sind wahrscheinlich nicht die besten Tage für Gruppensauna-Aktivisten, Party-Animals und Herdentiere – aber der Rest sollte ruhig versuchen, die wenigen Vorteile dieser seltsamen Zeit auch schätzen zu lernen!

Ableger des Grauens

Was ist schlimmer als furchtbare Scripted Reality-Serien? Scripted Reality-Serien, die nicht abgesetzt werden, schon klar. Noch gefährlicher allerdings sind die, die so erfolgreich laufen, dass es sogar sogar Spin-Offs von ihnen gibt. Deshalb quält uns Verzweiflungs-Sender SAT1 jetzt auch nicht mehr nur mit den altbekannt ungeliebten Originalen AUF STREIFE, NIEDRIG & KUHNT, DIE RUHRPOTTWACHE und KLINIK AM SÜDRING, sondern auch noch mit ihren niemals erbetenen Ablegern DIE FAMILIENHELFER, RICHTER & SANDERA und GRÜNBERG & KUHNT. Der klassische Horrorfilm-Ratschlag ‚Tötet es, bevor es Eier legt!‘ wurde hier leider sträflicherweise missachtet.

ESC-Ersatz-Battle

Durch die globale COVID19-Epidemie wurde neben der EM vor wenigen Wochen auch der EUROVISION SONG CONTEST abgesagt, was bei den Fans schlechter Musik und kitschiger Größenwahn-Pop-Veranstaltungen zu großer Trauer und Enttäuschung führte. Kurz darauf allerdings wurden am selben Tag gleich zwei spontane Alternativ-Events angekündigt wurden: eine offizielle europäische ESC-Light-Version ohne Voting im Ersten und ein rebellisch neu gebastelter Stefan Raab – Event auf Pro7. Wir dürfen gespannt sein – vielleicht entsteht hier im Battle der Ersatz-Shows ja ungeplant ein neuer Event-Klassiker!

Verräter-Fernsehen

Schon zweimal versuchte Pro7 vergeblich, den in anderen Ländern durchaus erfolgreichen MAULWURF auf die Bildschirme loszulassen. Nun wird es SAT1 noch einmal probieren – und beim dritten Mal soll alles klappen! The BossHoss moderieren die Reality-Spiel-Show THE MOLE – WEM KANNST DU VERTRAUEN?, bei der diverse Kandidaten auf einer Reise quer durch Argentinien gemeinsam diverse Aufgaben erledigen sollen. Allerdings ist einer im Team ein Verräter, der alle Aktionen sabotieren und die anderen gegeneinander aufbringen soll. Quasi wie Keifnatter Desiree Nick in sämtlichen Promi-Gruppenformaten, nur hier möglichst unauffällig und nicht ganz so billig und giftig, damit man noch miträtseln kann!

Die #SchleFaZ-Wunschfilm-Deutschland-Tour 2024

Tickets

19:00 Hamburg Friedrich-Ebert-Halle
19:00 Bremen Pier 2
19:00 Lübeck Kolosseum
19:00 Rostock Moya
19:00 Leipzig Haus Leipzig
19:00 Frankfurt Batschkapp
AUSVERKAUFT
19:00 Saarbrücken Garage
19:00 Kaiserslautern Kammgarn
19:00 Magdeburg AMO
19:00 München Alte Kongresshalle
19:00 Stuttgart Theaterhaus
19:00 Erfurt Alte Oper