#SchleFaZ-Tour-Tickets:

Ohren auf – Hirn an!

744 | TVS 21/23

Es war einmal, vor knapp hundert Jahren, ein mysteriöser kleiner Kasten, aus dem plötzlich Stimmen kamen ohne dass Leute darin saßen. Fast wie von Geistermund durch die Luft schwebend landeten sie in der Box und sprachen zu uns, später machten sie sogar Musik, versuchten uns zu unterhalten oder mit aktuellen Informationen zu versorgen. Zu einer Zeit als die Menschen zwar schon das Kino und die Schallplatte kannten, das Fernsehen aber noch ein feuchter SciFi-Traum und das Internet noch nicht einmal als Wort-Idee existierte, revolutionierte das RADIO die Menschheit. Das erste Massenmedium war geboren, das unzählige Mengen an Zuhörern und Innen zeitgleich intellektuell erreichen und emotional berühren konnte.

Und auch wenn sein baldiges Ende schon so oft prophezeit wurde, so ist es doch immer noch recht lebendig. Für die jüngere Leserschaft vielleicht noch mal kurz erklärt: das was heute so cool als ‚Podcast‘ gefeiert wird, nannte man früher einfach ‚Radio‘! Also Lebewesen, die in ganzen Sätzen sprachen, oft sogar mit Inhalt. Die Phase des hirntoten Irrsinns, in der nur noch mit krankhaft-hysterischer Verzückung vermittelt werden durfte, welch supergeile Superhits aus welchen Top-Jahrzehnten jeweils im besten Mega-Mix mit dem Besten von Heute für welche Region gespielt wurde, begann ja erst Mitte der Neunziger. Die zersetzende Zeit des sogenannten ‚Formatradios‘ brach an, als der vormals so angenehm überschaubare Markt durch immer mehr neue Mitbewerber langsam enger wurde. Was logischerweise rein rechnerisch auch eine Aufteilung des Publikums und damit für die einzelnen Sender reduzierte Quoten bedeutete. Die darauf einsetzende Verwirrung nutzten kompetenzschwache Beraterfirmen, die mit allerlei Blendwerk in den Gesäßtaschen heuschreckenartig die Funkhäuser überfielen, um den Profis, die dort seit Jahrzehnten erfolgreich Radio machten, für unverschämt viel Geld zu erklären, wie man erfolgreich Radio macht. Die meisten dieser Tipps waren von plumper Simplizität, der Rest einfach schlicht gelogen, allerdings stets zu teuer um sie anzuzweifeln. So wie die heute noch weit verbreitete Rundfunk-These, dass das Publikum keine Wortbeiträge von einer Länge über Eine-Minute-dreißig verarbeiten kann, weil sich sonst das Hirn verflüssigt und aus der Nase läuft.

Wir wissen, wie sich die Geschichte entwickelte: ein Großteil der Radiolandschaft folgte dem traurigen Trampelpfad der formatierten Inhaltsleere und degradierte das eigene Medium zum unbedeutenden Hintergrundrauschen, was den anonymen Aktionären durch drastische Reduzierung der Beschäftigten zumindest kurzfristig feine Gewinne einbrachte. Bis Spotify & Co auftauchten und zeigten, dass man für herzlos kuratierte Lulle-Playlists auch keine humanoiden Algorithmus-Imitatoren oder Sender mehr benötigt. Und die Räuber, die laut lachend die ganze blühende Botanik abgeholzt hatten, bemerkten plötzlich, dass ohne Bäume gar kein Wald mehr da war. Dumm gelaufen.

Und was bedeutet das nun für die Zukunft des Radios? Eigentlich ganz einfach: Schluss mit dem moderierten Vor-sich-hin-Sabbern und zurück zu den alten Stärken, nämlich zu Menschen, die mit Leidenschaft andere Menschen unterhalten, informieren und berühren. Denn ein Medium kann immer nur relevant bleiben, wenn es auch etwas Relevantes zu vermitteln hat. Also los, alte Tante Radio, Du scharfe Medien-MILF – zeig’s uns noch mal richtig! Wir brauchen Dich!

Nur für VUP’s

Ganz generell sollte man so langsam mal über neue Begriffe oder Kategorien für Promis und VIPs nachdenken. Jedenfalls wenn man sich so anschaut, wen RTL2 jetzt wieder alles für VIPs ONLY! MIT DEM JETSET UM DIE WELT schickt, um ‚an den angesagtesten Plätzen der Welt‘ rumzulaufen und vor sich hin zu existieren. Denn der Großteil der belanglosen Bekanntheits-Darsteller ist meist weder prominent noch irgendwie important! Wie wäre es beispielsweise statt Promi mit Pupsi oder Nulli? Und VUP mit U für Uninteressant, Unbekannt oder Unnötig? Alternativ ginge statt Synonym auch einfach nur ein Furzgeräusch.

Letzte Hilfe

Tatü-Tata-Alarm in SAT1! Neu in der Primetime finden wir nicht nur die Erste-Hilfe-Kasten-Doku EINSATZ MIT HERZ – DIE NOTFALLHELDEN, sondern am Vorabend auch noch täglich die LEBENSRETTER HAUTNAH – WENN JEDE SEKUNDE ZÄHLT, wo reale Rettungskräfte mit Bodycams bei ihrer Tätigkeit begleitet werden. Eigentlich recht praktisch, wenn ein Sender selbst fast im Sterben liegt – einfach rund um die Uhr Medizin-Programme bringen, damit notfalls immer ein Arzt zur Stelle ist, wenn der Quoten-Exitus kommt!

Copy & Sing

Wenn eine Sendung in Holland erfolgreich ist, kommt sie früher oder später auch zu uns. Meist früher. So in SAT1 demnächst auch THE TRIBUTE – DIE SHOW DER LEGENDEN, in der Cover-Bands bekannte Hits ebenso bekannter Stars performen und gegeneinander antreten. Quasi die Kopie einer Sendung mit kopierten Kopien. Da aber bekanntermaßen mit jeder Kopie die Qualität gewöhnlich immer weiter abnimmt, gekoppelt mit dem derzeit sicheren SAT1-Händchen für Flop-Produktionen, sollten wir besser nicht gleich unser Erspartes auf HIT setzen! Obwohl ich ja sowohl dem Buntball-Sender als auch uns als ermattetem Publikum eine gute Sendung durchaus mal wieder gönnen würde!

Die #SchleFaZ-Wunschfilm-Deutschland-Tour 2024

Tickets

19:00 Hamburg Friedrich-Ebert-Halle
19:00 Bremen Pier 2
19:00 Lübeck Kolosseum
19:00 Rostock Moya
19:00 Leipzig Haus Leipzig
19:00 Frankfurt Batschkapp
AUSVERKAUFT
19:00 Saarbrücken Garage
19:00 Kaiserslautern Kammgarn
19:00 Magdeburg AMO
19:00 München Alte Kongresshalle
19:00 Stuttgart Theaterhaus
19:00 Erfurt Alte Oper