
Frühstyxradio – Die Story
1990
Oliver Kalkofe kommt 1990 über ein vierwöchiges Praktikum zu radio ffn. Dort stößt er auf fruchtbaren Boden für seinen speziellen Humor – einen Boden der letztlich dadurch geebnet worden war, dass radio ffn 1988 ein Sendeloch durch die Ausstrahlung eines Demobands von Der Kleine Tierfreund, einer Kunstfigur des studierten Philosophen und Germanisten Dietmar Wischmeyer aus Bielefeld gestopft hatte.
Aufgrund des Erfolgs der Ausstrahlung hatte radio ffn das Format fest ins wöchentliche Programm aufgenommen und Dietmar Wischmeyer und K.D. „Asso“ Richter zur Entwicklung eines Comedy-Konzeptes und dem Aufbau einer Comedy-Redaktion bewegt.
Das durch Sabine Bulthaup und Andreas Liebold verstärkte Team hatte dann neben weiteren Beiträgen für das Tagesprogramm eine zentrale dreistündige Comedy- Sendung entwickelt: Am Samstag, dem 9. August 1988 war erstmals das Frühstyxradio ausgestrahlt worden. Das im Comedy-Slang und anfangs fast ausschließlich von Richter und Wischmeyer moderierte Format, das sich an so gut wie keinen Grundsatz des Formatradios hält, wird innerhalb kürzester Zeit zu einer der erfolgreichsten Sendungen von radio ffn. Weitere Charaktere werden entwickelt. Die Büro-Comedy Die Vierma, mündet 1989 in eine ausverkaufte Tournee, die zur gleichen Zeit erscheinende CD ist schnell vergriffen. Die Vierma läuft mit großem Erfolg bis 1992.
Frühstyxradio-Praktikant Oliver Kalkofe debütiert im Tagesprogramm als Autor der Star-Trek-Parodie ffn-terprise und als Praktikant Hans-Jürgen. Bald schon entwickelt er mit Dietmar Wischmeyer Arschkrampen, eine Parodie auf betrunkene Stammtischphilosophen und begeistert die Hörer jeden Montagvormittag mit seiner TV-Kritik Kalkofes Mattscheibe. Kalkofe wird nach seinem Praktikum zunächst freier Mitarbeiter und Anfang 1991 festes Mitglied der Comedy-Redaktion, nachdem es ihm außerdem gelungen ist, mit dem widerwärtigen Märchenerzähler Onkel Hotte eine der erfolgreichsten Figuren des Frühstyxradios zu etablieren.
Auch Oliver Welke, mit dem Kalkofe später viele gemeinsame Figuren und Formate entwickeln wird, tritt beim Frühstyxradio schon seit 1990 als Co-Autor sporadisch in Erscheinung.
1991
1991 beginnt das Frühstyxradio auch über die Grenzen Norddeutschlands hinaus erfolgreich zu werden: Kalkofes Mattscheibe erhält den von der TV-Zeitung GONG und der Telekom verliehenen Medienpreis Das Goldene Kabel in Silber und Dietmar Wischmeyer geht mit Der Kleine Tierfreund auf eine ausgedehnte, restlos ausverkaufte Tournee; zum Verkaufsschlager werden das zeitgleich zur Tierfreund-Tour veröffentlichte Buch und eine CD, die über den eigens eingerichteten Frühstyxradio-Mailorderversand bezogen werden können. Im Folgejahr wird das Format Der Kleine Tierfreund von Radiosendern in Berlin und Nordrhein-Westfalen übernommen und erneut ausverkaufte Tourneen führen Dietmar Wischmeyer bis nach Berlin.
Das Frühstyxradio war auch bekannt für seine vielen Sonderaktionen. Auch 1991 fand eine statt: Den Comedy-Figuren Arschkrampen, Kurt Krampmeyer (Dietmar Wischmeyer) und Jürgen „Gürgen“ Ferkulat (Oliver Kalkofe), verdanken die Bewohner der Stadt Syke bei Bremen einen ganz besonderen Besucheransturm. Zwischen Weihnachten und Silvester 1991 wird „Is mir schlecht“, die erste CD der Arschkrampen, ausschließlich an Gäste der Gaststätte Bei Gertrud verkauft (das Format spielt in einer fiktiven Kneipe gleichen Namens). Trotz dieser Erschwernis werden innerhalb von vier Tagen 2.000 CDs verkauft.
Die Verkaufserfolge der CDs von Kalkofe und Wischmeyer ermutigen zur Gründung des Tonträgerlabels Frühstyxradio (kurz: FSR, im Vertrieb von rough trade), das zum Start als „limitierte Prachtausgabe“ gleich eine Box mit vier CDs unter dem Titel „Zum 750jährigen Jubiläum des größten Kulturmagazins der Welt“ herausbringt. Interpreten sind Kalkofe und Wischmeyer mit den jeweils zweiten CDs der Formate Arschkrampen und Der Kleine Tierfreund, sowie Kalkofes Onkel Hotte und Frieda & Anneliese von Dietmar Wischmeyer und, als Debüt, Sabine Bulthaup. Über den konsequent erweiterten Frühstyxradio-Mailorderversand sind neben einem umfangreichen Merchandisingprogramm alle FSR-Tonträger ebenfalls erhältlich.
1992
Das Jahr 1992 beginnt für das Frühstyxradio mit einer Anzeige aus der rechten Szene wegen Volksverhetzung. Ausgerechnet das Onkel-Hotte-Lied „Zehn kleine Glatzenköpp“, eindeutig gegen die neonazistischen Umtriebe in Deutschland gerichtet, wird Inhalt staatsanwaltlicher Ermittlungen. Das Verfahren wird jedoch nach kurzer Zeit eingestellt. Das Lied wird auf Maxi-CD veröffentlicht, und der Erlös aus diesem Tonträger wird komplett antifaschistischen Initiativen zur Verfügung gestellt.
Die Popularität des anarchischen Frühstyxradios allerdings führt nicht zum von den Sender-Gesellschaftern gewünschten wirtschaftlichen Erfolg von radio ffn. Horst Müller schreibt für die Website der Bundeszentrale für politische Bildung: „Konservative Niedersachsen schalteten vor allem wegen der ‚Fäkalsprache’ zunehmend ab – oder um. Inzwischen hatte sich mit Antenne Niedersachsen (heute Hitradio Antenne) ein zweiter landesweiter Privatsender etabliert, der im Gegensatz zu ffn auf Ecken und Kanten verzichtete und auf Formatradio setzte. Auch der öffentlich-rechtliche Konkurrent NDR 2 machte Mitte der 90er Jahre sein Programm vermeintlich ‚durchhörbarer’, indem fundierte journalistische Berichterstattung weitgehend durch seichte Beiträge und belanglose Moderationen ersetzt wurde.“
Unter dem Druck dieser Entwicklung stößt das Frühstyxradio 1992 trotz Erfolges auf den Widerstand der radio-ffn-Gesellschafter, die den Radiomanager Peter Bartsch als neuen Programmdirektor einstellen. Bartsch, für seine harschen Eingriffe in die Programmstruktur von ihm beratener Sender bekannt, tritt an, um dem Sender genau die Ecken und Kanten abzuschleifen, die dessen Programm bisher so populär gemacht haben. Eines seiner ersten Opfer ist das Frühstyxradio. Bartsch greift vehement in die bisher herrschende Redaktionsfreiheit ein, wünscht eine Light-Version der Sendung und beginnt eine unselige Medienkampagne gegen den vielbeschworenen „Fäkalhumor“ des Erfolgsformats. Unbeirrt geht das Frühstyxradio-Team mit seiner Muttertagssendung vom 10. Mai 1992 in die Gegenoffensive, was Bartsch zum Anlass nimmt, dem Team eine „schöpferische Pause“ zu verordnen. Bartschs Strategie gerät zum Eigentor.Schon während der ersten Ersatzsendung laufen im Sender die Telefonleitungen heiß und es kommt im sonst so stillen Isernhagen zu einer Spontandemonstration von erbosten Hörern. In den folgenden Wochen springen die Medien auf den Protestzug auf: von Stern bis Spiegel, von Premiere bis SAT.1 wird die Programm-Nivellierungsstrategie Bartschs als Zensurversuch angeprangert. Die Hörerdemonstrationen werden zu einer regelmäßigen sonntäglichen Veranstaltung. Im Sender gehen Hunderte von Briefen und Faxen ein. Das Frühstyxradio-Team tritt in der Zwischenzeit live auf und die Tournee gerät zum Triumph. Die Gesellschafter von radio ffn sehen sich aufgrund der anhaltenden Proteste und der ständigen Medienberichterstattung schließlich gezwungen, ihren auch sonst wenig erfolgreichen Programmdirektor Bartsch zu entlassen – eine in der deutschen Medienlandschaft bis heute einmalige und ermutigende Aktion.
Der Medienrummel um Bartsch beschert dem Frühstyxradio im Herbst 1992 eine nochmalige Steigerung der Popularität: Die erste Frühstyxradio-Sendung nach der Pause erreicht eine Rekordeinschaltquote, die Frühstyxradio-Comedy-Figuren treten alle 14 Tage in der TV-Sendung Up’n Swutsch (Radio Bremen / N 3) auf, ein erster Abstecher in den Süden der Republik führt Sabine Bulthaup und Dietmar Wischmeyer zusammen mit Matthias Beltz nach Mainz, es folgen zwei weitere Auftritte in Karlsruhe und Würzburg.
Im Herbst 1992 erscheinen weitere Frühstyxradio-CDs. Interpret ist Dietmar Wischmeyer als Günther, der Treckerfahrer, der niedersächsische Landwirt mit scharfer Zunge. Eine der CDs enthält das einstündige Radiohörspiel „Munter bleiben – Heute ist Weltuntergang“, das in der Zeitumstellungsstunde im September 1992 erstmals ausgestrahlt wurde. Für diesen Beitrag erhält Wischmeyer noch im selben Jahr das Goldene Kabel in Bronze.
1993
1993 ist das Jahr des fünfjährigen Frühstyxradio-Radiojubiläums. Der bisherige Gastautor Oliver Welke stößt als fester Autor und Sprecher zum Team, K.D. Richter verlässt es um sich fortan ausschließlich um seine eigene Produktionsfirma zu kümmern. Das Jahr gerät mehr und mehr zu einem Jahr der Superlative: Das FSR-Label wartet mit sechs CDs auf: Dietmar Wischmeyer und Oliver Kalkofe liefern eine Doppelveröffentlichung der Arschkrampen ab, Wischmeyer legt dazu noch einem Live-Mitschnitt seines umjubelten einwöchigen Gastspiels des Kleinen Tierfreunds im Hamburger Schmidt-Theater nach sowie, im Duo mit Sabine Bulthaup, einem Silberling mit Frieda & Anneliese und schließlich Andreas Liebold mit einer CD rund um Herrn Radioven. Abgerundet wird das CD-Jahr mit einem „akustischen Adventskalender“.
Auch die TV-Präsenz der radio-ffn-Comedians ist im Jubiläumsjahr beachtlich: Pfingsten gibt es die erste eigene TV-Show: unter dem Titel „Sooo siehddas aus!“ wird zusammen mit der Band Fury in the Slaughterhouse ein Special gedreht, das auf N3 höchste Einschaltquoten erzielt. Ein zweites TV-Special sendet N3 im Dezember. Außerdem wird das Frühstyxradio-Team für das Rahmenprogramm der Verleihung des Grimmepreises verpflichtet.
Schließlich wird das Jahr mit über 50 Bühnenveranstaltungen auch das Jahr mit den bis dato meisten Live-Auftritten des FSR-Teams: unter anderem sehen die Auftritte an der ausverkauften Hochschule der Künste in Berlin insgesamt über 5.000 Besucher.
Nachdem die deutschen Soldaten während des Somalia- Einsatzes ihr Verpflegungszelt nach der legendären Arschkrampen-Kneipe „Bei Gertrud“ benannten, gibt das Frühstxyradio-Label die CD „Is’ mir schlecht – Arschkrampen Live bei Gertrud“ als Feldausgabe für den deutschen Unterstützungsverband für Belet Weyne erneut heraus.
1994
Oliver Kalkofe ist mit seiner im Frühstyxradio groß gewordenen Mattscheibe inzwischen im dem Medium präsent, dem seine Spott-Kanonaden gelten: Seit dem 17. April 1994 strahlt der Pay-TV-Sender Premiere jeden Sonntag nach dem ersten Spielfilm unverschlüsselt die gnadenlosen Kommentare Kalkofes zu den großen und kleinen TV-Peinlichkeiten aus. In der Zeitschrift TV-Spielfilm erscheint außerdem die Kolumne Kalkofes letzte Worte, in der Kalkofe wie in der Mattscheibe die deutsche Fernsehlandschaft aufs satirische Korn nimmt.
Das Frühstyxradio-Team beschließt 1994, nach den vielen Aktivitäten 1993 eine kurze Atempause einzulegen, um sich wieder in erster Linie auf die Radiosendung konzentrieren zu können. Mit Anfang des Jahres gibt es auf radio ffn zudem Comedy-Nachwuchs mit Jochen Krause und Martin Jürgensmann, die als Autoren und Sprecher der Hannoveraner Originale Siggi & Raner das Programm bereichern. Währenddessen gewinnt das Frühstyxradio weiter überregionale Popularität. Nicht nur der SFB-B2 trägt die Stimmen des Tierfreundes oder von Frieda & Anneliese über Berlins Dächer – auch bis tief in den Brandenburger Raum kann das Frühstyxradio inzwischen gehört werden, denn für Fritz (ORB) produziert FSR eine zweistündige Sendung, die unter dem Titel „Alles Banane – Das Fritz-Frühstyxradio“ jeden Sonntag zu hören ist. Bereits seit Oktober 1993 sitzen auch begeisterte Münchner vor ihren Empfängern und lernen im Programm des bekannten Stadtsenders Radio Xanadu den Kleinen Tierfreund und Onkel Hotte kennen.
Trotz aller Radioaktivität wird aber auch 1994 für das Frühstyxradio-Team wieder ein Jahr voller Aktivitäten jenseits des Radios.
Die Stunde, die es nicht gibt: Am 25. September 1994 kann eine große Hörerschaft der Wortgewalt von Dietmar Wischmeyer und Oliver Kalkofe in der Bethlehem-Kirche zu Hannover beiwohnen. Schon tradionell in der Stunde, die es nicht gibt (Zeitumstellung um 2.00 Uhr) lesen die beiden unter dem Titel „Putenschnitzel 7,95“ aus Ihren Werken. Die Veranstaltung wird live im Programm von radio ffn übertragen.
Zum ersten die Tourneen. Im Mai tourt das Frühstyxradio unter dem Titel „Der Kleine Tierfreund kehrt zurück & Gäste“ zehn Tage durch ausverkaufte Säle in Nordrhein-Westfalen. Im Juni 1994 tritt das Frühstyxradio erstmals in München auf. Das Zelt auf dem Tollwood-Festival ist innerhalb kürzester Zeit mit 1.100 Besuchern restlos ausverkauft. Im Juni folgt eine Lesungstour von Dietmar Wischmeyer und Wolf-Rüdiger Marunde, auf der sie aus dem zweiten Tierfreund-Buch „Die Rückkehr“ (Fackelträger-Verlag) lesen. Die neun Lesungen im norddeutschen Raum sind ausverkauft.
Der alljährliche Zwischenfall mit der Obrigkeit findet auch 1994 wieder statt. Dem Nürnberger Alternativsender Radio Z soll nach der Ausstrahlung von Kalkofes Onkel-Hotte-Märchen „Schneewuttchen“ die Sendelizenz entzogen werden. Trotz des eingeleiteten Verfahrens können sich die Hardliner in der Bayerischen Landesanstalt für neue Medien glücklicherweise nicht durchsetzen.
Mitte Oktober startet unter dem Titel „Das Grauen“ die größte und umfangreichste Bühnenproduktion des Frühstyxradios. Dieses Programm bricht in Hannover im Theater am Aegi alle Vorverkaufsrekorde in der Geschichte des Frühstyxradios (vier bis unters Dach ausverkaufte Vorstellungen zwingen das Team regelrecht, dieses Programm 1995 noch einmal aufzuführen). Kalkofe und Wischmeyer gehen mit der verlängerten, ausgearbeitete Version von „Putenschnitzel 7,95“ geht ab Mitte November bis Ende des Jahres auf die traditionelle Frühstyxradio-Weihnachts-Tour. Diese Veranstaltungen, jeweils an den Adventssonntagen, sind wieder innerhalb kürzester Zeit ausverkauft.
Zur Niedersachsenwahl 1994 gründet das Frühstyxradio-Team eine eigene Partei mit dem Namen FSR, die trotz wunderschöner Wahlplakate, und des Slogans „Freiheit, Schönheit, Reichtum für alle und umsonst“ die Null-Prozent-Hürde im Landtag nicht überwinden kann.
Im Herbst erscheint der erste Frühstyxradio-Mailorder-Katalog in Farbe. Die Freude der Kunden ist grenzenlos, was sich auch an der Flut von Bestellungen zeigt: allein der zum ersten Mal erscheinende Frühstyxradio-Kalender wird von den Fans insgesamt über 5.500mal bestellt. Zu bestellen gibt es vor allem auch brandneue CDs: Nachdem Ende 1993 der erste Teil des Artikels „Motorradfahrer und ihre Maschinen“ von Günther, dem Treckerfahrer in der Zeitschrift MOTORRAD erschienen war, gab es unzählige Anfragen nach einer akustischen Version des Artikels. Also veröffentlicht das Frühstyxradio-Label Anfang Oktober 1994 die CD „Günther, der Treckerfahrer: Verchromte Eier – Eine ausführliche Typologie von Motorradfahrern und ihren Maschinen.“ Parallel dazu erscheint der zweite Teil des Artikels in der MOTORRAD. Neben den Motorrad- kommen auch die Märchenfans Anfang Oktober voll auf ihre Kosten. Onkel Hotte & Die beschissenen Sechs (alias Fury In The Slaughterhouse) warten auf mit „Wichtel in der Nacht“ und das gleich in drei unterschiedlichen Versionen für verschiedene Gemütslagen. Zusätzlich werden auf diese Maxi-CD drei bis zu diesem Zeitpunkt unveröffentlichte Märchen von Onkel Hotte gepresst. Im November veröffentlicht das FSR-Label zusammen mit dem SFB eine Box mit zwei CDs aus dem FSR-Repertoire, die innerhalb kürzester Zeit vergriffen ist.
1995
Oliver Kalkofe wird neben seinen Frühstyxradio-Aktivitäten ein immer beliebterer Talkshow-Gast – er hat Auftritte von Parlazzo (WDR) bis Up’n Swutsch (Radio Bremen) Im September läuft außerdem eine neue unverschlüsselte Staffel von Kalkofes Mattscheibe auf Premiere an – jetzt mit einem festen Sendeplatz jeden Sonntag um 20.00 Uhr. Anlässlich der 53. TV-Mattscheibe findet eine große Feier im Studio Kino in Hamburg statt. Neben den eingeladenen Vertretern der Medien genießen zahlreiche Fans neben anderen Aktivitäten Kalkofes Mattscheibe in einem 45minütigen Zusammenschnitt auf Kinoleinwand und ein munteres Tortenwerfen auf Oliver Kalkofe.
Auch mit dem Frühstyxradio-Team geht es für Kalkofe weiter aufwärts. Das Team erhält für die Produktion „Wir sind die Niedersachsen“ das „Goldene Kabel in Silber als bester Hörfunkbeitrag“. Gleichzeitig werden Jochen Krause und Martin Jürgensmann mit ihren Kunstfiguren Siggi & Raner immer populärer und Nora Köhler tritt in die Dienste der Firma. Sie eröffnet die Frühstyxradio-Dependance Hannover und bereitet damit den Umzug des Frühstyxradio-Sitzes in die niedersächsische Landeshauptstadt vor.
Auch die FSR-CD-Maschine schnurrt weiter: Was Oliver Kalkofe angeht, erscheint nach dem ersten und dritten Teil von „Onkel Hottes Märchenstunde“ der zweite Teil „Spiel mir das Lied vom Zwerg“. Die erste Veröffentlichung des FSR-Labels in diesem Jahr ist jedoch die zweite CD von Wiglaf Droste: „Die schweren Jahre ab dreiunddreißig“, aufgenommen in der Berliner Bar jeder Vernunft mit Funny van Dannen als Gast. Pünktlich zu einem erneuten Gastspiel von „Das Grauen“ in Hannover erscheint die neue CD von Dietmar Wischmeyer: „Hömma Spozzfreund“. Auch Jochen Krause und Martin Jürgensmann veröffentlichen auf dem Frühstyxradio-Label die erste Siggi-&-Raner-CD mit dem Titel „Is’ doch goch kan Thema!“
Auch 1995 wird den Fans des Frühstyxradios ein neuer Mailorder-Katalog präsentiert. Seine gelungene Adaption der Persil-Werbung ruft jedoch umgehend die Rechtsabteilung der Firma Henkel auf den Plan. Um den Marktführer nicht zu gefährden, entschließt sich das Mailorder schweren Herzens, den Katalog mit geändertem Titel herauszugeben.
Wer das Frühstyxradio live sehen will kommt 1995 an immer exklusiveren Orten zu seinem Vergnügen. Im Mai gastiert das Team mit der Bühnenproduktion „Das Grauen“ acht Tage im ausverkauften iTheater am Aegi in Hannover. Der Mischnitt der Show wird später beim Pay-TV-Sender Premiere ausgestrahlt. Beim „Tag der Niedersachsen“ in Oldenburg ist das Frühstyxradio vor 10.000 Menschen auf der Bühne vertreten und die im Vorjahr avisierte Wiederaufnahme des Programms „Putenschnitzel 7,95“ mündet ebenfalls in einer Tournee, in deren Rahmen sogar ein Auslandsauftritt im niederländischen Enschede stattfindet. Schließlich können sich die Gäste der Internationalen Funkausstellung in Berlin an den Ständen von Premiere, dem SFB und dem Berliner ORB-Sender Fritz die Künste einiger Frühstyxradio-Künstler live zu Gemüte führen. Anfang Oktober lädt das Frühstyxradio einige Kollegen zum ersten Frühstyxradio Comedy Festival ins Theater am Aegi in Hannover ein. Es gastieren viermal Comedy der Spitzenklasse: Hans Werner Olm, Rüdiger Hoffmann, Till & Obel und Dirk Bielefeldt. Das Aegi ist wieder einmal restlos ausverkauft. Ebenfalls im Oktober liest Dietmar Wischmeyer bei den Göttinger Literaturtagen aus seinen gesammelten Werken. Die Lesung unter dem Titel „Deutsche Männer“ wird ein großer Erfolg, obwohl Wischmeyer fast gänzlich auf figurenbezogene Texte verzichtet. Last but not least erfreuen Jochen Krause und Martin Jürgensmann die Fans ihrer Kunstfiguren Siggi & Raner 1995 mit zahlreichen Auftritten in und um Hannover.
Ebenfalls weiter geht die Invasion der Printmedien durch Frühstyxradio-Protagonisten. Nach Kalkofes letzte Worte in der TV-Spielfilm veröffentlicht das Stadtmagazin Prinz in Hannover und Bremen monatlich eine Kolumne von Dietmar Wischmeyer unter dem Titel „Wischmeyers Logbuch – eine Reise durch das Land der Bekloppten und Bescheuerten“. Außerdem startet im Hannoveraner Stadtmagazin Schädelspalter eine monatliche Kolumne von Siggi & Raner unter dem Titel „Meteoritenkritik“.
Am 24. September gilt es wieder, die Stunde, die es nicht gibt von 2.00 Uhr bis 2.00 Uhr zu feiern. Dieses Jahr zelebriert das Frühstyxradio zur Zeitumstellung via Live-Übertragung auf radio ffn Das kleinste Stadionkonzert der Welt. Nach der „Voodoo Lounge“ der Rolling Stones bieten die Frühstyxradio-Künstler die „Booboo Lounge“ für ein erlesenes Publikum, denn an diesem Abend ist das Niedersachsenstadion Hannover schon mit 99 Personen ausverkauft, die mit Hilfe von Ferngläsern das Geschehen auf der 400 Meter entfernten Bühne von der VIP-Tribüne aus verfolgen dürfen.
Beachtlich ist die Fankultur, die sich um das Frühstyxradio entwickelt hat. Zum alljährlichen Treffen aller aktiven Frühstyxradio-Fanclubs reisen am 9. September insgesamt über 150 Fans an. Für ihren Empfang am Hauptbahnhof Rabber wird ein historischer Dampfzug angemietet, dessen Einfahrt ein Posaunenchor feiert, der durch Sabine Bulthaup verstärkt wird. Flugs wird die alterwürdige Eisenbahn außerdem in IC Albert Brettermeier umbenannt und stellt sich einem Rennen gegen Dietmar Wischmeyer als Kleiner Tierfreund auf seiner Kreidler Florett. Oliver Kalkofe beweist an diesem Tag Durchhaltevermögen: in der auf das Fanclubtreffen folgenden Nacht moderiert er 14 Stunden am Stück. Der Marathon beginnt mit der „Mattscheiben-Nacht“ um 22:00 Uhr und endet am nächsten Mittag um 12:00 Uhr mit dem Frühstyxradio.
Im Oktober verklagt Klaus Baumgart – der korpulente Sänger des Duos Klaus & Klaus – Oliver Kalkofe weil er sich in der Mattscheibe durch die Bezeichnung „Freund Speckbulette“ beleidigt fühlt. Weder Gericht noch Bevölkerung stimmen allerdings mit Baumgart überein, das LG Oldenburg weist die Klage in der Vorverhandlung zurück: Kalkofe darf weiter „Speckbulette“ sagen, die Gerechtigkeit hat gesiegt! Mehr dazu im Artikel Kalkofes Mattscheibe: Historisches und bei den unglaublichen Kalk-Archivaren von Granatenmäßig recherchiert – Das Mattscheiben-Archiv, bei denen wir uns auch für den Screenshot bedanken.
1996
„754 Jahre sind genug!“ – in der zweiten Frühstyxradio-Sendung des Jahres 1996 wird das Ende der aktuellen sonntäglichen Sendung bei radio ffn verkündet. Trotz weiterhin ungebrochenen Erfolges und hoher Einschaltquoten entschließen sich die Autoren zu diesem Schritt.
Anlässlich des fünfjährigen Jubiläums von Kalkofes Mattscheibe im Hörfunk strömen am Rosenmontag ’96 fast 2.000 Menschen in das ausverkaufte Capitol in Hannover, um zusammen mit Oliver Kalkofe gegen Karneval zu demonstrieren und eine Nacht mit ihrem Spott-Star zu erleben.
Im Februar zieht das Frühstyxradio zunächst endlich von Bremen nach Hannover, lässt sich im selben Hinterhof wie das Stadtmagazin Schädelspalter nieder und das Mitarbeiter-Team wird um Jörg Strombach erweitert. Aber dann – Oliver Kalkofe hat gerade den Adolf-Grimme-Preis für die TV-Version seiner Mattscheibe erhalten – ist er plötzlich da: der 31. März 1996, der Tag der letzten sonntäglichen Frühstyxradio-Sendung bei radio ffn, der Come-D-Day. Und was für ein Abschied wird das: trotz erneuten Wintereinbruchs betrauern am Ende der letztenSendung zahllose angereiste Fans (und eine ganze Handvoll Fernsehteams) vor dem Sendergebäude „ihr“ Frühstyxradio. Die „Asche des Frühstyxradios“ wird schließlich feierlich vor dem Funkhaus begraben und in einer Trauerkutsche verlassen Sabine Bulthaup, Dietmar Wischmeyer, Oliver Kalkofe und Oliver Welke den Ort Ihres langjährigen Schaffens. Abends feiern 5.000 Fans in der restlos ausverkauften Music Hall in Hannover eine grandiose Abschiedsparty mit einem fast vierstündigen Live-Programm. Neben den Frühstyxradio-Autoren treten zahlreiche befreundete Künstler und Musiker auf, so unter vielen anderen Martin Quilitz, Till & Obel, Hans-Werner Olm und Frühstyxradio-Pionier K.D. „Asso“ Richter alias Hans-Werner Brungs, Frühstyxradio-Moderator der ersten Stunde. Durch den Abend führen Oliver Welke und Jens-Peter Beiersdorf. Die zusammen mit dem Stadtmagazin Schädelspalter durchgeführte Versteigerung der letzten Eintrittskarten für die ausverkaufte Show erbringt einen stattlichen Betrag, der dem Jugendprojekt „Streetwork Vahrenheide“ in Hannover gespendet wird.
Mit dem Ende der aktuellen wöchentlichen Sendung enden die Aktivitäten des Frühstyxradios jedoch keineswegs. Im Gegenteil. Neben allen bisherigen Unternehmungen – die kontinuierlich weiterentwickelt werden – stehen zahlreiche neue Projekte an:
1996 beginnt unter anderem – mit den bescheidenen Mitteln der Zeit – auch das Online-Zeitalter des Frühstyxradios. Das ffn-Comedy-Flaggschiff ist nämlich jetzt unter dem Kürzel *ffn# vertreten im „BTX-Dienst“ – das war 1996 eine Alternative zum Mitte der Neunziger funkelnagelneuen Internet, angeboten durch eine frisch aus der deutschen Post hervorgegangene Firma mit dem seinerzeit seltsamen Namen T-Online.
Das heute kryptisch erscheinende, immer mit * beginnenden und mit # endenden Codes erreichbare Dienstangebot „BTX“ war eine Art interaktiver Bastard des Fernseh-Bildschirmtextes, über den schon seit Beginn der Achtzigerjahre und damit lange vor dem Siegeszug des Internets Mail- und Online-Banking-Geschäfte möglich waren. Über diesen Dienst bot nun das Frühstyxradio in Zusammenarbeit mit radio ffn seinen Fans die Möglichkeit, aktuelle Informationen, Auftrittstermine, Biographien der Künstler und Beschreibungen der zahlreichen FSR-Figuren sowie Beschreibungen und Bestellinformationen zu Mailorder-Artikeln direkt per Modem auf den eigenen Computer zu laden – nach dem Wegfall der wöchentlichen Sendung ein unschätzbarer Service für die Fans.
Und zu verkünden gibt es auch 1996 wieder vieles, denn das Ende des aktuellen wöchentlichen Produktionsdrucks bedeutet für alle Mitglieder des Frühstyxradio-Teams vor allem auch: mehr Zeit für Live-Aktivitäten. Für Oliver Kalkofe, der schon im Vorjahr verstärkt in Fernseh-Gesprächsrunden geladen worden war, wird 1996 endgültig zum Jahr der Talk-Shows – Highlights sind Auftritte in Willemsens Woche und bei 3 nach 9, dem Kult-Talk des NDR Fernsehens. Ach begeistern sich immer mehr Menschen für die Bühnenversion von Kalkofes Mattscheibe.Am 28. Juni folgt Kalkofe dem Ruf des Europäischen Fernsehfestivals Berlin und präsentiert die Mattscheibe im Kreuzberger Freiluftkino Bethanien vor 1.000 Zuschauern, und im Oktober tritt er mit seiner Mediensatire beim Köln Comedy Festival auf, wo auch Dietmar Wischmeyer schon zum zweiten Mal mit einem Solo-Programm vertreten ist. Ebenfalls im Oktober unterbricht Kalkofe die Dreharbeiten zur nächsten Mattscheiben-Staffel, um am 3.10. an der Verleihung des Goldenen Löwen in Berlin teilzunehmen, für den er nominiert wurde. Dietmar Wischmeyer präsentiert sein neues Soloprogramm im Theater in Nienburg und eine ausverkaufte Woche lang bei den Wühlmäusen in Berlin. Sabine Bulthaup fährt am 13. Juli nach Berlin zur Loveparade, denn der ORB/Fritz, dessen Wagen den Zug anführt, hat sie eingeladen, um sich für einen enormen Popularitätsanstieg zu bedanken, denn die Sonntagssendung „Alles Banane – Das Fritz-Frühstyxradio“ erreicht die höchsten Einschaltquoten des Programms.
Neben allen Solo-Aktivitäten wird der Höhepunkt des Frühstyxradio-Tourmarathons des Jahres allerdings am 14. August eingeläutet: an diesem Tag startet nach intensiver Vorbereitungszeit endlich die große Frühstyxradio-Herbst- Tournee „Die Dröhnung“. Die Tour gerät zum Triumphzug durch die Republik: In 36 Vorstellungen lassen sich weit über 45.000 Zuschauer von Sabine Bulthaup, Oliver Kalkofe und Dietmar Wischmeyer „bedröhnen“. Nebenbei wird die Gastspielreise für die drei Comedians zum totalen Interview-Marathon, aber die meist ausverkauften Vorstellungen und die grandiose letzte Show am 29. September in Magdeburg entschädigen für die Strapazen. In der darauffolgenden Woche liegt die komplette Crew im Koma. Für Oliver Kalkofe geht es gleich danach ungebremst weiter: er beginnt in Hamburg mit den Dreharbeiten zur neuen Premiere-Staffel von Kalkofes Mattscheibe…
Der 17. Juli steht im Zeichen des Treffens der Frühstyxradio-Fanclubs. In Groß Oesingen trifft sich der harte Kern zur Kutschfahrt durch die Heide, dreimal unterbrochen von so aberwitzigen Wettkämpfen wie „Wichtelweitwurf mit Onkel Hotte“, „Brühtrogrennen mit Frieda & Anneliese“ und der „Ein-Liter-Staffel mit Siggi & Raner“. Bei der Preisvergabe lässt sich das Frühstyxradio nicht lumpen: selbst ein Besuch bei den Dreharbeiten für Kalkofes Mattscheibe in Hamburg steht auf der Liste.
Im Oktober erscheint unter dem Namen „Gigamail“ der Frühstyxradio-Mailorder-Katalog für 1997. Zunächst feiert er natürlich wieder die Veröffentlichung vieler lang ersehnter neuer Tonträger, allen voran „Kalk & Welk“, die langersehnte Doppel-CD von Oliver Kalkofe und Oliver Welke, auf der nicht nur Kalkofes Mattscheibe zum ersten Mal auf CD erscheint, sondern auch viele Frühstyxradio-Serien, die die beiden Olivers gemeinsam produziert haben. Gleich mit zwei CDs warten die beiden Arschkrampen Kurt und Gürgen (Wischmeyer und Kalkofe) auf: „Zicken & Würmer, Teil 1“ und (folgerichtig) „Zicken & Würmer, Teil 2“. Sabine Bulthaup präsentiert ihre erste Solo-CD überhaupt: unter dem Titel „Super-R-Win rettet die Welt“ gibt es die Abenteuer ihres Jung-Moderator Erwin Höhnefeld zu erleben.
Anläßlich der Zeugnisausgabe in Niedersachsen verschenkt Sabine Bulthaup 150 CDs von „Super-R-Win rettet die Welt“ an frustrierte Schulkinder.
Die letzte Sendung des Frühstyxradios vom 31. März 1996 wird unter dem Titel „Frühstyxradio Dröhnung“ als 3-CD-Box inklusive einer ausführlichen FSR-Chronik veröffentlicht und im Rahmen der radio-ffn-Veranstaltung „Das Gelbe vom Ei“ in Oldenburg von den Künstlern präsentiert. Auch das mittlerweile zum Kult avancierte hannoveraner Comedy-Duo Siggi & Raner beschenkt seine Fans endlich mit seiner zweiten CD „Nur die Harten komm’ in Garten“ und die Maxi-CD „Nieda und die Sacksen“ mit Variationen des Niedersachsenliedes – unter anderem einer Punk-Version von den HOAX – ergänzt die spezifisch niedersächsischen Beiträge. Der Mailorder-Katalog wartet neben all diesen und vielen anderen CDs sowie den beliebten Frühstyxradio-T-Shirts aber auch mit vielen Specials auf. Besonders beliebt bei Sammlern sind die limitierten Sonderauflagen der Frühstyxradio-Produktionen in Vinyl (als Doppel-LP) und als CD in Metallbox. Ein Highlight ist die von den Fans immer wieder gewünschte Videocompilation „Worst Of Frühstyxradio“, eine Zusammenstellung der besten TV- und Bühnensketche des Frühstyxradios von den Anfängen bis hin zu Live-Mitschnitten der genialen Come-D-Day-Party in der hannoveraner Music Hall mit der Band „Fury in the Slaughterhouse“ als special guest.
1996 gibt es nicht nur für das Frühstyxradio viel zu feiern, auch das Land Niedersachsen feiert das fünfzigste Jahr seines Bestehens. Natürlich feiert das Frühstyxradio mit – auf seine Weise…
Bundesweites Aufsehen in der Presse erregt die CD zum fünfzigjährigen Jubiläum des Landes Niedersachsen am 1. November 1996: „Wir sind die Niedersachsen“ enthält neben einem Grußwort auch einen Comedy-Beitrag des damaligen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder. Dieser hat Frieda & Anneliese (Dietmar Wischmeyer und Sabine Bulthaup) bei radio ffn getroffen und bei einem Gegenbesuch in der Staatskanzelei fünfzig Fragen zu seinem Land beantwortet, die täglich von radio ffn gesendet werden. Die bei dieser Gelegenheit entstandenen Photos lässt sich auch Der Spiegel nicht entgehen.
Weitere spektakuläre Aktionen zum niedersächsischen Landesjubiläum folgen: an drei wunderschönen Herbsttagen entsteht in Zusammenarbeit mit dem Fernsehteam der Sendung Extra Dry des Norddeutschen Rundfunks in der Nähe des Steinhuder Meeres eine Pilotfolge der Frühstyxradio-Serie „Neues aus Bunkenstedt“ mit Dietmar Wischmeyer und Sabine Bulthaup. Dann begibt sich Dietmar Wischmeyer als Kleiner Tierfreund noch einmal auf eine Tour, in deren Rahmen er in Hitzacker zugunsten der bäuerlichen Notgemeinschaft Wendland auftritt, die sich gegen die Castor-Transporte zur Wehr setzt.
Das Jahr neigt sich mit den nach dem Ende der wöchentlichen Sendung auf radio ffn heiß ersehnten Frühstyxradio-Sondersendungen dem Ende zu. Nachdem die BTX-Zeit bei T-Online endet, findet man das Frühstyxradio jetzt auch im „richtigen“ Internet: unter www.fruehstyxradio.de werden die Fans aktuell über herausragende Events, CD-Neuerscheinungen, Tour-Daten etc. informiert. Sabine Bulthaup moderiert jede Woche eine Online-Frühstyxradio-Sendung und selbst die Mailorder- Artikel können direkt via Internet bestellt werden.
1997
radio ffn startet die große Comedy-Offensive: die Frühstyxradio-Serien erhalten mehrere feste Sendeplätze an jedem Tag der Woche und im September, neun Monate nach Einstellung der wöchentlichenFrühstyxradio-Sendung bei radio ffn, hat der Sonntag wieder einen Sinn: Unter dem Titel „Frühstyxradio – die größten Erfolge aus tausend Jahren“ gehen 50 Best-Of-Folgen der Kultsendung auf Sendung, jeden Sonntag von zehn bis zwölf Uhr. Moderiert werden die Highlights des Frühstyxradios von Dietmar Wischmeyer und Sabine Bulthaup alias Pavian Meyer zu Brochterbeck und Erwin Höhnefeld. Zum Start trifft sich die Fangemeinde imWaterloo-Biergarten in Hannover, wo man gemeinsam mit denFrühstyxradioten bei „Scheiß-Kaffee und Spiegelei“ die Ausstrahlung genießt. Begleitet werden die Sendungen bis Ende 1998 vom Frühstyxradio-Wochenkalender mit den schönsten Fotos aus tausend Jahren.
Begonnen hatte 1997 allerdings mit einem anderen denkwürdigen Ereignis. Am 11. Januar tritt auf dem zugefrorenen Steinhuder Meer ein Schlittenhundegespann mit Onkel Hottegegen den Kleinen Tierfreund auf seiner Kreidler Florett an. Dank hervorragender Spikes kann die Zweitaktricke das Eisrennen für sich entscheiden.
Auch personell gibt es Neuigkeiten: Oliver Welke zieht nach ein paar Proberunden im Frühstücksfernsehen als frischgebackener SAT.1-Sportmoderator nach Berlin, wo er zwei Wochen pro Monat die Sendung täglich ran moderiert. Er bleibt dem Frühstyxradio aber treu und plant weitere gemeinsame CDs. Hinter den Kulissen wird das Frühstyxradio-Schreibtisch-Team, bestehend aus Martin Propp, Nora Köhler, Jörg Strombach und Harm Wörner durch Matthias Krüger ergänzt.
Die gigantischste Frühstyxradio-Aktion des Jahres 1997 ist gleichzeitig der größte Aprilscherz des Jahres: am 1. April vor-„eröffnet“ Günther, der Treckerfahrer (Dietmar Wischmeyer) bei strahlendem Sonnenschein die internationale Weltausstellung, die EXPO 2000 in Hannover – drei Jahre vor dem geplanten Termin und – auf dem ihr zugedachten Gelände! Rahmenveranstaltung ist die „offizielle Einweihung des Frühstyxradio-Pavillons“. Die Betreibergesellschaft der EXPO 2000 hatte die streng geheime Planung des Comedy-Coups durch das Frühstyxradio-Team aktiv unterstützt, was es ermöglichte, die Aktion richtig groß aufzuziehen: über Nacht wurden 1.200 Plakate mit dem Aufreißer „EXPO-Eröffnung“ plakatiert. Zusätzlich wurden 25.000 Exemplare einer „Sonderausgabe – EXPO aktuell“ verteilt, die mit „Wir feiern durch bis 2000“ titelte und ein „Exklusiv-Interview“ mit EXPO-Generalkommissarin Birgit Breuel enthielt. 1.600 Liter bestes „Frühstyxradio-Weltbräu“ wurden bei Nacht und Nebel eigens abgefüllt, hundert „EXPO-Gelände-Gläser“ wurden nummeriert und mit Echtheitszertifikat versehen – signiert von Birgit Breuel und Günther, dem Treckerfahrer. Am ersten April ab 5:30 Uhr ist es soweit: das komplette Programm von radio ffn steht im Zeichen des „Weltereignisses“: Nachrichten, Verkehrshinweise, Interviews, Ü-Wagen… im gesamten Senderprogramm wird von der unerwarteten „EXPO-Eröffnung“ berichtet. Immer wieder ist auch der damalige niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder in einem vorproduzierten Interview zum „Thema des Tages“ zu hören. Zusätzlich fliegt fünf Stunden lang ein Flugzeug mit dem Banner „EXPO eröffnet – ffn einschalten“ über Hannover und aus der Innenstadt gibt es einen kostenlosen Shuttleservice zum EXPO-Gelände. Schließlich wird sogar berichtet, der Papst flöge in Begleitung des Polizeipräsidenten zwecks Spende seines Segens ein. Als Höhepunkt hält Dietmar Wischmeyer als Günther, der Treckerfahrer die „Eröffnungsrede“ und das Frühstyxradio-Team präsentiert live, Open Air und kostenlos eine vierstündige Comedy-Show, in deren Rahmen und die „Breakfast Boys“ (Spaceball) noch vor U2 das erste Konzert auf dem EXPO-Gelände geben. Das begeisterte Publikum prostet sich mit „Frühstyxradio-Weltbräu“ zu und erwirbt zahlreich „das erste T-Shirt zur EXPO“ und Sonderpostkarten, komplett mit Ersttagsstempel, beides versehen mit dem Slogan „EXPO 2000 – Ich war schon da“. Um 17 Uhr heißt es dann „April, April!“ und der ganze Spuk endet mit der Anfahrt eines Bulldozers, der einen extra präparierten „polnischen Pavillon“ dem Erdboden gleichmacht. Abends berichtet das heute journal seinen 5,8 Millionen Zuschauern ausführlich über die Aktion. Der Verkaufserlös der T-Shirts und der signierten Biergläser begründet den Etat zur Anschubfinanzierung zum Bau des Deutschen Pavillons.
Oliver Kalkofe hat im April noch mehr zu tun: Auf Hochtouren läuft nämlich auch die Promo-Aktion zu seiner neuen CD „Hotte X“ (in Anlehnung an die damals angesagte Mystery-Agentenserie „Akte X“), die am 5. Mai auf den Markt kommt.
Kalkofe ist der Coup gelungen,Franziska Pigulla, die Synchronsprecherin der „Akte X“-Agentin Scully, für die Produktion seiner CD zu gewinnen.
Onkel Hotte und Agentin Scully – das kommt an: der Silberling springt in den CD-Verkaufscharts eine Woche nach der Veröffentlichung auf Platz 71, dann auf Platz 54 und schließlich auf Platz 44. Am 2. Mai tritt Oliver Kalkofe in der Harald-Schmidt-Show auf. Thema ist dort nicht nur die „HotteX“-CD sondern auch das nächste Highlight des Kalk-Jahrs: die hundertste Ausgabe von Kalkofes Mattscheibe im TV. Dieses Fernsehjubiläum wird vom ausstrahlenden Sender Premiere am 11. Mai im Rahmen einer großen Party in Hamburg gefeiert. Die Gäste genießen auf einer Großleinwand eine „Worst of …“-Zusammenstellung und sehen zeitgleich mit der Fernsehausstrahlung die Spezial-Sendung auf Premiere.
Von Mai bis Juni steht alles im Zeichen der zweiten „Frühstyxradio-Dröhnung“-Tour mit 26 Vorstellungen in 24 Städten. Von Norderney bis Frankfurt/Oder, von Kiel bis Oberhausen tragen die Comedians die frohe Botschaft des etwas anderen Geschmacks zu 36.000 Besuchern. Die Spätfolgen der erfolgreichen „Dröhnung“-Tour bekommt dann das Premiere-Publikum zu spüren: im Herbst wird ein einstündiger Zusammenschnitt der Highlights des Bühnenspektakels im deutschen Fernsehen ausgestrahlt.
Auf Norderney findet am 1. Juni anläßlich des Auftritts im Rahmen der „Dröhnung“-Tour im Haus der Insel auch das diesjährige Fanclubtreffen statt. Gemeinsam mit Premiere produziert das Frühstyxradio einen einstündigen Live-Mitschnitt.
Die CD „Die Fahrgemeinschaft“, der erste Tonträger zur gleichnamigen täglichen Frühstyxradio-Kultserie. Deren Protagonisten Martin Jürgensmann, Oliver Welke, Sabine Bulthaup und Dietmar Wischmeyer werden für ihr Werk sogar vom ADAC-Präsidenten beglückwünscht, der ein Grußwort zur CD beisteuert.
Das Frühstyxradio unterstützt soziale Autofahrer: „Die Fahrgemeinschaft“ spendet den deutschen Mitfahrzentralen landesweit und kostenlos 5.000 MCs ihres ersten Tonträgers für ihre Kunden.
Nach Oliver Kalkofe mit seiner Mattscheibe schafft auch Der Kleine Tierfreund den Sprung ins TV. Nachdem er schon am 17. April als „Experte“ in der 2.500sten Sendung des SAT.1 Frühstücksfernsehens aufgetreten war, geht er ebenda am 25. Juni mit der ersten Fernsehfolge des Formats auf Sendung – und fortan immer mittwochs um 6:20 Uhr sowie freitags direkt nach den Nachrichten um 7:03 Uhr.
Am 3. Juli 1997 tagt ein 12-köpfiges Gremium der Bundesprüfstelle für jugendgefährdete Schriften in Bonn- Bad Godesberg und beschließt, die ersten drei CDs von Onkel Hottes Märchenstunde zu indizieren. Oliver Kalkofe wird vorgeworfen, eine sittliche Gefährdung von Kindern und Jugendlichen sowie deren ethische Verwahrlosung in seinen Werken zu forcieren und gewaltverherlichende Darstellungen zu vermitteln. Alle Indizierungsanträge werden abgewiesen.
Auch auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin ist das Frühstyxradio 1997 wieder präsent: an verschiedenen Wochenenden präsentiert sich SAT.1 mit Dietmar Wischmeyer und der Pay-TV-Sender Premiere mit Oliver Kalkofe, der in diesem Jahr von der Berlinale-Jury naben Jochen Busse und Harald Schmidt zum Goldenen Löwen für die beste Show-Moderation nominiert ist.
Der verträumte Ort Klein Mimmelage erlangt am 2. August den ihm gebührenden Ruhm – pünktlich zur 750-Jahr-Feier. Ein schmieriger Schlagersänger (Dietmar Wischmeyer) und eine aufgetakelte Blondine (Sabine Bulthaup) heizen mit ihrem gleichnamigen Chartbreaker den 2.000 Fans im Festzelt so richtig ein: das ganze Dorf singt mit!! Unterstützt werden die beiden Künstler von der Gruppe Spaceball und Frieda & Anneliese.
Ende Oktober zieren Oliver Kalkofe und Dietmar Wischmeyer abermals eine Großveranstaltung: beide treten im Rahmen des Köln Comedy Festivals auf. Kalkofe präsentiert sichdanach auch zum ersten Mal dem Augsburger Publikum.
Im Oktober erscheinen „Kalkofes letzte Worte“ als Buch bei Eichborn Verlag von Vito von Eichborn, dem Mann, der in den Achtzigern Kultcomiczeichner Walter Moers entdeckt hatte.
Überhaupt ist 1997 für das Frühstyxradio-Team nach der großen Aprilscherz-Aktion vor allem auch ein Jahr der Bücher und Lesungen. Im Ullstein Verlag erscheint Dietmar Wischmeyers „Wischmeyers Logbuch – Eine Reise durch das Land der Bekloppten und Bescheuerten“. Nach einer Promo des Werks der Bühne beim zehnjährigen Jubiläum des SAT.1 Frühstücksfernsehens in Berlin unternimmt Wischmeyer eine auf dem Göttinger Literaturherbst beginnende ausverkaufte Lesungstour, die ihn bis in die Hamburger Fabrik und an die Berliner Volksbühne führt.
Zum SPD-Parteitag in Hannover wird mit dem Lappan-Verlag „Schröder – Das Buch“ von Sabine Bulthaup und Dietmar Wischmeyer veröffentlicht. Zeitgleich kommt „Schröder – Die CD“ mit O-Tönen des Ministerpräsidenten heraus. Das CD-Cover hat Sebastian Krüger, der Zeichner eines legendären Rolling-Stones-Karikaturenbandes gestaltet und die Plakate mit seiner Schröder-Karikatur kleben flächendeckend in ganz Hannover. Der Hype um die „Schröder-Connection“ des Frühstyxradios hält Wischmeyer und Bulthaup fast das ganze Jahr im Fokus der Öffentlichkeit. Die beiden erhalten für „Gerhard Schröder zu Besuch bei Frieda & Anneliese“ den niedersächsischen Hörfunkpreis der Sparte Comedy und Schröder gratuliert persönlich. Das Titelmotiv von „Schröder – Das Buch“ ist rund um den SPD-Parteitag ein beliebter Draufhalter für die Fernsehteams. Die Satiresendung Extra Dry (N3) filmt Sabine Bulthaup als Frau Anneliese live auf dem Parteitag und lädt sie in die Sendung ein, ein ZDF Spezial zum Parteitag zeigt Schröder und Frau Anneliese mit dem Buch in der Hand und Roger Willemsen präsentiert die Autoren in seiner Talk-Show Willemsens Woche. Auch eine der an den vier Mittwochabenden vor den Adventssonntagen stattfindenden Frühstyxradio-Lesungen im EXPO-Pavillon in Hannover steht ganz im Zeichen der niedersächsischen Sozialdemokratie: die Lesung verspricht „Die Wahrheit über die Sozis“ und die halbe niedersächsische Staatskanzlei sowie diverse Delegierte des SPD-Parteitags lauschen Bulthaup und Wischmeyer sowie ihren Gästen Michael Quasthoff und Dietrich zur Nedden.
Auch die anderen Adventslesungen geraten zu großen Erfolgen. Erst „Am Anfang war das Ei“ mit Bulthaup, Wischmeyer, Andreas Liebold und Oliver Welke, dann die „Logbuch-Lesung“ mit Wischmeyer allein und schließlich „Horch, was kommt von draußen rein“, abermals mit Bulthaup und Wischmeyer, flankiert von Wiglaf Droste, Gerd Henschel, Willi Podewitz, Jürgen Roth, Michael Rudolf und Fritz Tietz.
Zum Jahresende folgen auf radio ffn die mittlerweile traditionellen Frühstyxradio-Sondersendungen und nach einer großen Tournee vor stets ausverkauften Sälen im norddeutschen Raum heizen Jochen Krause und Martin Jürgensmann alias Siggi & Raner den Hannoveranern zu Silvester im Capitol so richtig ein.
1998
radio ffn startet die große Comedy-Offensive: die Frühstyxradio-Serien erhalten mehrere feste Sendeplätze an jedem Tag der Woche und im September, neun Monate nach Einstellung der wöchentlichenFrühstyxradio-Sendung bei radio ffn, hat der Sonntag wieder einen Sinn: Unter dem Titel „Frühstyxradio – die größten Erfolge aus tausend Jahren“ gehen 50 Best-Of-Folgen der Kultsendung auf Sendung, jeden Sonntag von zehn bis zwölf Uhr. Moderiert werden die Highlights des Frühstyxradios von Dietmar Wischmeyer und Sabine Bulthaup alias Pavian Meyer zu Brochterbeck und Erwin Höhnefeld. Zum Start trifft sich die Fangemeinde imWaterloo-Biergarten in Hannover, wo man gemeinsam mit denFrühstyxradioten bei „Scheiß-Kaffee und Spiegelei“ die Ausstrahlung genießt. Begleitet werden die Sendungen bis Ende 1998 vom Frühstyxradio-Wochenkalender mit den schönsten Fotos aus tausend Jahren.
Begonnen hatte 1997 allerdings mit einem anderen denkwürdigen Ereignis. Am 11. Januar tritt auf dem zugefrorenen Steinhuder Meer ein Schlittenhundegespann mit Onkel Hottegegen den Kleinen Tierfreund auf seiner Kreidler Florett an. Dank hervorragender Spikes kann die Zweitaktricke das Eisrennen für sich entscheiden.
Auch personell gibt es Neuigkeiten: Oliver Welke zieht nach ein paar Proberunden im Frühstücksfernsehen als frischgebackener SAT.1-Sportmoderator nach Berlin, wo er zwei Wochen pro Monat die Sendung täglich ran moderiert. Er bleibt dem Frühstyxradio aber treu und plant weitere gemeinsame CDs. Hinter den Kulissen wird das Frühstyxradio-Schreibtisch-Team, bestehend aus Martin Propp, Nora Köhler, Jörg Strombach und Harm Wörner durch Matthias Krüger ergänzt.
Die gigantischste Frühstyxradio-Aktion des Jahres 1997 ist gleichzeitig der größte Aprilscherz des Jahres: am 1. April vor-„eröffnet“ Günther, der Treckerfahrer (Dietmar Wischmeyer) bei strahlendem Sonnenschein die internationale Weltausstellung, die EXPO 2000 in Hannover – drei Jahre vor dem geplanten Termin und – auf dem ihr zugedachten Gelände! Rahmenveranstaltung ist die „offizielle Einweihung des Frühstyxradio-Pavillons“. Die Betreibergesellschaft der EXPO 2000 hatte die streng geheime Planung des Comedy-Coups durch das Frühstyxradio-Team aktiv unterstützt, was es ermöglichte, die Aktion richtig groß aufzuziehen: über Nacht wurden 1.200 Plakate mit dem Aufreißer „EXPO-Eröffnung“ plakatiert. Zusätzlich wurden 25.000 Exemplare einer „Sonderausgabe – EXPO aktuell“ verteilt, die mit „Wir feiern durch bis 2000“ titelte und ein „Exklusiv-Interview“ mit EXPO-Generalkommissarin Birgit Breuel enthielt. 1.600 Liter bestes „Frühstyxradio-Weltbräu“ wurden bei Nacht und Nebel eigens abgefüllt, hundert „EXPO-Gelände-Gläser“ wurden nummeriert und mit Echtheitszertifikat versehen – signiert von Birgit Breuel und Günther, dem Treckerfahrer. Am ersten April ab 5:30 Uhr ist es soweit: das komplette Programm von radio ffn steht im Zeichen des „Weltereignisses“: Nachrichten, Verkehrshinweise, Interviews, Ü-Wagen… im gesamten Senderprogramm wird von der unerwarteten „EXPO-Eröffnung“ berichtet. Immer wieder ist auch der damalige niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder in einem vorproduzierten Interview zum „Thema des Tages“ zu hören. Zusätzlich fliegt fünf Stunden lang ein Flugzeug mit dem Banner „EXPO eröffnet – ffn einschalten“ über Hannover und aus der Innenstadt gibt es einen kostenlosen Shuttleservice zum EXPO-Gelände. Schließlich wird sogar berichtet, der Papst flöge in Begleitung des Polizeipräsidenten zwecks Spende seines Segens ein. Als Höhepunkt hält Dietmar Wischmeyer als Günther, der Treckerfahrer die „Eröffnungsrede“ und das Frühstyxradio-Team präsentiert live, Open Air und kostenlos eine vierstündige Comedy-Show, in deren Rahmen und die „Breakfast Boys“ (Spaceball) noch vor U2 das erste Konzert auf dem EXPO-Gelände geben. Das begeisterte Publikum prostet sich mit „Frühstyxradio-Weltbräu“ zu und erwirbt zahlreich „das erste T-Shirt zur EXPO“ und Sonderpostkarten, komplett mit Ersttagsstempel, beides versehen mit dem Slogan „EXPO 2000 – Ich war schon da“. Um 17 Uhr heißt es dann „April, April!“ und der ganze Spuk endet mit der Anfahrt eines Bulldozers, der einen extra präparierten „polnischen Pavillon“ dem Erdboden gleichmacht. Abends berichtet das heute journal seinen 5,8 Millionen Zuschauern ausführlich über die Aktion. Der Verkaufserlös der T-Shirts und der signierten Biergläser begründet den Etat zur Anschubfinanzierung zum Bau des Deutschen Pavillons.
Oliver Kalkofe hat im April noch mehr zu tun: Auf Hochtouren läuft nämlich auch die Promo-Aktion zu seiner neuen CD „Hotte X“ (in Anlehnung an die damals angesagte Mystery-Agentenserie „Akte X“), die am 5. Mai auf den Markt kommt.
Kalkofe ist der Coup gelungen,Franziska Pigulla, die Synchronsprecherin der „Akte X“-Agentin Scully, für die Produktion seiner CD zu gewinnen.
Onkel Hotte und Agentin Scully – das kommt an: der Silberling springt in den CD-Verkaufscharts eine Woche nach der Veröffentlichung auf Platz 71, dann auf Platz 54 und schließlich auf Platz 44. Am 2. Mai tritt Oliver Kalkofe in der Harald-Schmidt-Show auf. Thema ist dort nicht nur die „HotteX“-CD sondern auch das nächste Highlight des Kalk-Jahrs: die hundertste Ausgabe von Kalkofes Mattscheibe im TV. Dieses Fernsehjubiläum wird vom ausstrahlenden Sender Premiere am 11. Mai im Rahmen einer großen Party in Hamburg gefeiert. Die Gäste genießen auf einer Großleinwand eine „Worst of …“-Zusammenstellung und sehen zeitgleich mit der Fernsehausstrahlung die Spezial-Sendung auf Premiere.
Von Mai bis Juni steht alles im Zeichen der zweiten „Frühstyxradio-Dröhnung“-Tour mit 26 Vorstellungen in 24 Städten. Von Norderney bis Frankfurt/Oder, von Kiel bis Oberhausen tragen die Comedians die frohe Botschaft des etwas anderen Geschmacks zu 36.000 Besuchern. Die Spätfolgen der erfolgreichen „Dröhnung“-Tour bekommt dann das Premiere-Publikum zu spüren: im Herbst wird ein einstündiger Zusammenschnitt der Highlights des Bühnenspektakels im deutschen Fernsehen ausgestrahlt.
Auf Norderney findet am 1. Juni anläßlich des Auftritts im Rahmen der „Dröhnung“-Tour im Haus der Insel auch das diesjährige Fanclubtreffen statt. Gemeinsam mit Premiere produziert das Frühstyxradio einen einstündigen Live-Mitschnitt.
Die CD „Die Fahrgemeinschaft“, der erste Tonträger zur gleichnamigen täglichen Frühstyxradio-Kultserie. Deren Protagonisten Martin Jürgensmann, Oliver Welke, Sabine Bulthaup und Dietmar Wischmeyer werden für ihr Werk sogar vom ADAC-Präsidenten beglückwünscht, der ein Grußwort zur CD beisteuert.
Das Frühstyxradio unterstützt soziale Autofahrer: „Die Fahrgemeinschaft“ spendet den deutschen Mitfahrzentralen landesweit und kostenlos 5.000 MCs ihres ersten Tonträgers für ihre Kunden.
Nach Oliver Kalkofe mit seiner Mattscheibe schafft auch Der Kleine Tierfreund den Sprung ins TV. Nachdem er schon am 17. April als „Experte“ in der 2.500sten Sendung des SAT.1 Frühstücksfernsehens aufgetreten war, geht er ebenda am 25. Juni mit der ersten Fernsehfolge des Formats auf Sendung – und fortan immer mittwochs um 6:20 Uhr sowie freitags direkt nach den Nachrichten um 7:03 Uhr.
Am 3. Juli 1997 tagt ein 12-köpfiges Gremium der Bundesprüfstelle für jugendgefährdete Schriften in Bonn- Bad Godesberg und beschließt, die ersten drei CDs von Onkel Hottes Märchenstunde zu indizieren. Oliver Kalkofe wird vorgeworfen, eine sittliche Gefährdung von Kindern und Jugendlichen sowie deren ethische Verwahrlosung in seinen Werken zu forcieren und gewaltverherlichende Darstellungen zu vermitteln. Alle Indizierungsanträge werden abgewiesen.
Auch auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin ist das Frühstyxradio 1997 wieder präsent: an verschiedenen Wochenenden präsentiert sich SAT.1 mit Dietmar Wischmeyer und der Pay-TV-Sender Premiere mit Oliver Kalkofe, der in diesem Jahr von der Berlinale-Jury naben Jochen Busse und Harald Schmidt zum Goldenen Löwen für die beste Show-Moderation nominiert ist.
Der verträumte Ort Klein Mimmelage erlangt am 2. August den ihm gebührenden Ruhm – pünktlich zur 750-Jahr-Feier. Ein schmieriger Schlagersänger (Dietmar Wischmeyer) und eine aufgetakelte Blondine (Sabine Bulthaup) heizen mit ihrem gleichnamigen Chartbreaker den 2.000 Fans im Festzelt so richtig ein: das ganze Dorf singt mit!! Unterstützt werden die beiden Künstler von der Gruppe Spaceball und Frieda & Anneliese.
Ende Oktober zieren Oliver Kalkofe und Dietmar Wischmeyer abermals eine Großveranstaltung: beide treten im Rahmen des Köln Comedy Festivals auf. Kalkofe präsentiert sichdanach auch zum ersten Mal dem Augsburger Publikum.
Im Oktober erscheinen „Kalkofes letzte Worte“ als Buch bei Eichborn Verlag von Vito von Eichborn, dem Mann, der in den Achtzigern Kultcomiczeichner Walter Moers entdeckt hatte.
Überhaupt ist 1997 für das Frühstyxradio-Team nach der großen Aprilscherz-Aktion vor allem auch ein Jahr der Bücher und Lesungen. Im Ullstein Verlag erscheint Dietmar Wischmeyers „Wischmeyers Logbuch – Eine Reise durch das Land der Bekloppten und Bescheuerten“. Nach einer Promo des Werks der Bühne beim zehnjährigen Jubiläum des SAT.1 Frühstücksfernsehens in Berlin unternimmt Wischmeyer eine auf dem Göttinger Literaturherbst beginnende ausverkaufte Lesungstour, die ihn bis in die Hamburger Fabrik und an die Berliner Volksbühne führt.
Zum SPD-Parteitag in Hannover wird mit dem Lappan-Verlag „Schröder – Das Buch“ von Sabine Bulthaup und Dietmar Wischmeyer veröffentlicht. Zeitgleich kommt „Schröder – Die CD“ mit O-Tönen des Ministerpräsidenten heraus. Das CD-Cover hat Sebastian Krüger, der Zeichner eines legendären Rolling-Stones-Karikaturenbandes gestaltet und die Plakate mit seiner Schröder-Karikatur kleben flächendeckend in ganz Hannover. Der Hype um die „Schröder-Connection“ des Frühstyxradios hält Wischmeyer und Bulthaup fast das ganze Jahr im Fokus der Öffentlichkeit. Die beiden erhalten für „Gerhard Schröder zu Besuch bei Frieda & Anneliese“ den niedersächsischen Hörfunkpreis der Sparte Comedy und Schröder gratuliert persönlich. Das Titelmotiv von „Schröder – Das Buch“ ist rund um den SPD-Parteitag ein beliebter Draufhalter für die Fernsehteams. Die Satiresendung Extra Dry (N3) filmt Sabine Bulthaup als Frau Anneliese live auf dem Parteitag und lädt sie in die Sendung ein, ein ZDF Spezial zum Parteitag zeigt Schröder und Frau Anneliese mit dem Buch in der Hand und Roger Willemsen präsentiert die Autoren in seiner Talk-Show Willemsens Woche. Auch eine der an den vier Mittwochabenden vor den Adventssonntagen stattfindenden Frühstyxradio-Lesungen im EXPO-Pavillon in Hannover steht ganz im Zeichen der niedersächsischen Sozialdemokratie: die Lesung verspricht „Die Wahrheit über die Sozis“ und die halbe niedersächsische Staatskanzlei sowie diverse Delegierte des SPD-Parteitags lauschen Bulthaup und Wischmeyer sowie ihren Gästen Michael Quasthoff und Dietrich zur Nedden.
Auch die anderen Adventslesungen geraten zu großen Erfolgen. Erst „Am Anfang war das Ei“ mit Bulthaup, Wischmeyer, Andreas Liebold und Oliver Welke, dann die „Logbuch-Lesung“ mit Wischmeyer allein und schließlich „Horch, was kommt von draußen rein“, abermals mit Bulthaup und Wischmeyer, flankiert von Wiglaf Droste, Gerd Henschel, Willi Podewitz, Jürgen Roth, Michael Rudolf und Fritz Tietz.
Zum Jahresende folgen auf radio ffn die mittlerweile traditionellen Frühstyxradio-Sondersendungen und nach einer großen Tournee vor stets ausverkauften Sälen im norddeutschen Raum heizen Jochen Krause und Martin Jürgensmann alias Siggi & Raner den Hannoveranern zu Silvester im Capitol so richtig ein.