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Die Kunst des Beleidigens

703 | TVS 06/22

Betrachten wir es mal neutral: jemanden zu beleidigen ist ganz allgemein gesehen lediglich eine spezielle Form elaboriert aggressiver Artikulation und somit auch nur eine von vielen Möglichkeiten zwischenmenschlicher Kommunikation. Man könnte auch sagen: sein Gegenüber anzupöbeln ist immer noch besser als gar nicht miteinander zu reden. Selbst wenn es zu Zeiten von Kulenkampff und Rosenthal bei ARD und ZDF noch undenkbar war, das Niveau des Publikums zur besten Sendezeit mit minderwertiger Sprache zu brüskieren, so ist der exzessive Gebrauch ausführlicher Verbal-Injurien aus dem allgemeinen PisseKotzeFuckFotzeArschNutteSauSchweinSackSchlampeWixxer-Bereich im modernen Privat-TV inzwischen vor allem im Reality-Bereich so gewöhnlich wie quotentechnisch notwendig.

Erst kürzlich im südafrikanischen Dschungelcamp kam es auf RTL zu einem bizarren, dennoch höchst medienwirksamen Eklat: eine in Teheran geborene Kosmetikerin, deren überaus kurzzeitige Bekanntheit als ‚Teppichluder‘ darauf fußte, vor über 20 Jahren bei einem pflichtvergessenen Quickie-Bums auf dem Zuschneidetisch mit Dieter Bohlen ertappt worden zu sein, hatte ihre dunkelhäutige Kollegin aus Hessen beleidigt aufgefordert, doch ‚zurück in den Busch zu gehen‘, in dem sie sich beide, rein regional gesehen, ja gerade befanden. Wofür sie dann vom Sender zügig aus Camp und Sendung wegen rassistischer Äußerungen entfernt wurde, nicht aber wegen irrwitziger Unlogik oder der sonstigen hundertfach gegenseitig geäußerten Tiefschläge unterhalb aller Gürtellinien. Und wer sich noch an die nicht enden wollenden bösartig-bitchigen Beschimpfungs-Eskapaden von Desiree Nick bei PROMIS UNTER PALMEN vor zwei Jahren erinnert, der weiß, dass dem Publikum dort Inspirationen für niederschwellige Sozial-Interaktionen im Alltag für mehrere Jahre geschenkt wurden.

Ganz generell bleibt die Beleidigung, egal wie kunstvoll oder plump sie nun dargereicht wird, dennoch weiterhin der gesellschaftlich relevanteste Haupt-Auslöser für Streit, Hass und Gewalt. Ein Beispiel: als Klassiker aus diversen sozio-kulturellen Bereichen gilt, vor allem unter Männern, die Äußerung: ‚Deine Mutter ist eine Hure!‘ Ein Großteil der Angesprochenen sieht diese Behauptung als persönliche Einladung dazu, sich gegenseitig gepflegt in die Fresse zu hauen, und nimmt diese meist dankbar an. Der kluge Mann hingegen antwortet deeskalierend sanftmütig: ‚Entschuldigung, Sie müssen mich verwechseln, ich kenne meine Mutter. Ich wäre ja froh, wenn sie etwas dazu verdienen würde, aber sie will einfach nicht!‘ Sollte allerdings etwas Wahres dran sein, bleibt immer noch die Kompromiss-Replik: ‚Wie schön, ein Kunde, ich hoffe Sie waren zufrieden. Wir freuen uns immer über positive Bewertungen auf Facebook und Instagram!‘ – was bei vielen Ironie-resistenten Kommunikatoren allerdings erst recht zu wütender Verwirrung und erhöhter Aggression führen kann.

Fazit: es ist und bleibt empfehlenswert, bewusste Beleidigungen einfach an sich abperlen zu lassen, insofern man weiß, dass sie nicht der Wahrheit entsprechen. Anderenfalls ist es jedoch erst recht ratsam, die Klappe zu halten, um nicht zuzugeben, dass es stimmt. Honorieren wir lieber einfach, dass wir im Privatfernsehen unsere niederen Instinkte weiterhin ausleben dürfen, ohne uns selbst asozial zu verhalten! Danke, Ihr Ficker!

Tierisch Pompööös

Kaum ist der Glööckler aus dem Dschungelcamp zurück, müssen wir ihn zur Strafe als heimischen Tierdompteur ertragen! Für das RTL-Vorabendprogramm wird er nämlich demnächst in UNSER NEUES TIERISCHES ZUHAUSE drei Familien darum kämpfen lassen, wer mit seiner Hilfe für sein Haustier die pompöseste neue Heimstatt zurechtzimmert. Klingt spektakulär unspektakulär – hoffen wir bloß, dass er am Ende nicht auch noch den Hamster aufspritzt, die Katze rasiert und den Dackel botoxt!

Radikaler Reset

Kürzlich schockierte uns die Nachricht, dass Jörg Pilawa einfach keinen Bock mehr habe auf sein nettes ARD-Quiz-Onkel-Image. Deshalb folgte ein knallharter und mutiger Schnitt, um sich noch einmal selbst herauszufordern und kreativ neu zu erfinden. So stellt er nun sein bisheriges Öffentlichkeitsbild komplett auf den Kopf und wird Quiz-Onkel von SAT1! Bereits Anfang März beginnt der Personality-Neustart mit QUIZ FÜR DICH, wo zwei Promi-Paare gegeneinander antreten und Quiz-Fragen beantworten müssen! Mal sehen, ob sein Publikum ihm diesen brutal krassen Imagewechsel auch abkauft!

Festliche Flussfahrt

Im Kino läuft gerade das Remake von TOD AUF DEM NIL, im TV dürfen wir demnächst die Hochzeit auf dem Rhein erleben, denn Heiß-Preis-Moderator Harry Wijnvoord wird im Rahmen der Reihe PROMIS IM URLAUBS-PARADIES seine Freundin Iris zwischen Frankfurt und Koblenz auf einem Flusskreuzfahrtschiff heiraten. Geplant ist eine dreitägige Live-Übertragung in Echtzeit auf sonnenklar.TV sowie später diverse Folgen à 15 Minuten mit den heißesten Highlights, begleitet von Top-Promi-Gästen wie Ulli Potofski, Hans Meiser und Werner Schulze-Erdel. Von so einem Line-Up kann der britische Flachadel nur träumen – würde mich nicht wundern, wenn auch ARD, ZDF und RTL noch drei Tage ihr Programm freiräumen um ihr Publikum in dieser tristen Zeit mit ehrlicher Romantik zu verzaubern. Smiley-Herz-Emoji!

Die #SchleFaZ-Wunschfilm-Deutschland-Tour 2024

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19:00 Lübeck Kolosseum
19:00 Rostock Moya
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19:00 Frankfurt Batschkapp
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19:00 München Alte Kongresshalle
19:00 Stuttgart Theaterhaus
19:00 Erfurt Alte Oper