738 | TVS 15/23

Obwohl die Corona-Krise erst mal überstanden scheint und Putins Krieg gegen die Ukraine nicht mehr täglich für neuen Meinungs-Zündstoff sorgt, scheint das deutsche Volk schon wieder gespalten. Oder immer noch, man weiß es nicht. Und so richtig klar ist auch nicht, wieso eigentlich genau, wahrscheinlich so ein bisschen wegen allem: das doofe Gender-Gaga von all den links-grünen Wokeness-Arschgeig*Innen nervt, die ewige Klima-Diskussionen erst recht, der Wärmepumpen-Plumpsack mit dem Heiz-Hammer geht um, Winnetou wird verboten, die Geschlechtergrenzen werden total unübersichtlich und immer mehr vegane Würste lümmeln auf dem Grill herum. Der Groll gegen all diese neumodischen Veränderungen im bislang gewohnten Lebensablauf wird täglich stärker, und je unbedeutender die jeweilige Sache im Grunde ist, desto größer die Entrüstung. So sieht CDU-BigBoss Fritze Merz beispielsweise den Grund für das erneute Erstarken der wutbürgerlichen AfD darin, dass mit jeder gegenderten Nachrichtensendung ein paar hundert Wähler nach rechts abwandern. Was letztlich heißt, dass seiner Ansicht nach den Menschen prinzipiell eh alles scheißegal ist, Hauptsache man nennt sie nicht Bürger*Innen, und dass das Dritte Reich hätte verhindert werden können, wenn zu Beginn der Dreißiger Jahre früh genug der Gender-Wahnsinn gestoppt worden wäre. Der bayerische Vize-Ministerpräsident Aiwanger forderte letztens gar auf einer großen Anti-Heizungsgesetz-Demo, dass die ‚normale Bevölkerung‘ aka ‚die schweigende Mehrheit dieses Landes‘ sich ‚endlich die Demokratie zurückholen‘ müsse. Wobei unklar blieb, von wem eigentlich, und sich die AfD sofort beschwerte, das bajuwarische Rumpelstilzchen hätte ihre kernigsten Sprüche und Forderungen geklaut. So absurd kann öffentliche Empörung sein, wenn man vor lauter Zorn das eigene Hirn nicht mehr spürt.

Aus so unterschiedlichen Ecken die Unzufriedenheit über die Gesamtsituation auch kommen mag, im Kern findet sich immer der Wunsch nach der guten alten ‚Normalität‘ von früher. Also dieser undefinierte, stillschweigend geduldete Mittelwert des Lebens, das herkömmlich von der Gesellschaft Akzeptierte. Nur bleibt es dabei immer Interpretationssache, welchen Stand jener Norm man gerade genau meint: die gute alte Zeit, als Homosexualität noch strafbar war, Frauen ohne Zustimmung ihres Gatten nicht arbeiten oder den Führerschein machen durften, Kinder ihre Eltern noch siezten, man Sonntags zur Kirche ging und sicher wusste, dass der Mensch sich die Erde untertan machen solle? Alles noch gar nicht so lange her. Oder zeitlich lieber noch etwas zurück, als man freches Weibsvolk noch legal beim Hexentest im Dorftümpel ertränken durfte oder man als guter Katholik oder auch einfach nur deutscher Elite-Bürger ungegendert mit Augenmaß in andere Länder einritt oder marschierte, um mit gebührender Gewalt die eigenen Werte offensiv zu verteidigen? Ehrlich gesagt bin ich sehr froh, dass so manche einstige ‚Normalität‘ heute keine mehr ist – was allerdings immer mit einem gewissen Maß an Veränderung einherging. Und auch wenn diese oft nervt – ohne sie wären wir alle noch so furchtbar unnormal normal wie früher!

Raab-Raub

Dass bei der dysfunktionalen Pro7Sat1-Familie seit einiger Zeit der Hüpfball nicht mehr rund läuft, ist hinlänglich bekannt. Nun aber herrscht dort sogar derart unaufmerksame Apathie, dass man sich vor aller Augen ohne Gegenwehr auch noch die letzten Schnitzelreste vom Teller mopsen lässt. So hat RTL jetzt einfach frech die ehemaligen P7-Raab-Produktionen SCHLAG DEN BESTEN wie auch BLAMIEREN ODER KASSIEREN inklusive Moderator ELTON und Showband zu sich an Bord gezogen. Wenn ein marodes Haus zu verfallen droht, sich keiner kümmert und niemand mehr die Tür abschließt, kommen halt die Plünderer und holen alles, was noch wertvoll erscheint!

Katzenwanderung

Seit Daniela Katzenberger im Jahr 2009 begann, auf VOX ihre Existenz über die deutschen Bildschirme ausstrahlen zu lassen, ist sie aus dem Privatfernsehen nicht mehr wegzudenken. Allerdings wohnte sie seit ihrer Live-TV-Hochzeit 2015 mit Ehe-Kater Lucas Cordalis zur Quoten-Miete auf RTL2, wo sie sich acht weitere Jahre beim Atmen und Lachen abfilmen und ausstrahlen ließ. Nach der nächsten Staffel Daseins-Begleitung segelt sie nun aber wieder zurück in den Heimathafen von VOX, wo sie sich auf ‚viele spannende Projekte‘ freut, die alle ‚mega, mega schön’ werden. Wirklich aufregende Neuigkeiten für alle, die bei umfallenden Reissäcken in China mit Schnappatmung zu kämpfen haben.

Pompöser Popanz

Die Katze geht – der Glööckler kommt! Also mal wieder, denn er war ja vorher auch schon öfter mal da, bei RTL 1 bis 2 wie auch auf VOX. Nun aber zieht es ihn erneut zu RTL Number Two, wo er mit HERR GLÖÖCKLER SUCHT DAS GLÜCK selbiges zu finden hofft und nach vielen privaten Umbrüchen in eine pompöse neue TV-Zukunft tänzelt. Erst mal für sechs Folgen, aber das entscheidet letztlich wie immer nur der Quotengott. Klingt langweilig wie alle Formate aus dem Bereich Überflüssigkeitstainment, dennoch müssen wir dankbar sein – denn fast hätten wir statt Glööckler den Wendler gekriegt!