679 | TVS 08/21

Deutschland stehen harte Zeiten bevor. Und ich rede nicht von Infektionswelle Corona No5, exotischen neuen Virus-Mutanten, dem nächsten Lockdown-Lockerungs-Lockdown, wiederholtem Impfstopp wegen Serums-Rücksendung ‚weil zuhause niemand angetroffen‘, weiteren Covid-Korruptions-Affären mit kleinkriminell marktüblichen Schmiergeldzahlungen an charaktergefickte Politiker oder anderem Pillemann-Kram. Vielmehr müssen wir uns darauf einstellen, dass im Herbst mit einem brutalen Ruck, der durch ganz Deutschland gehen wird, die drei wichtigsten und konstantesten Stützen der Nation unter uns wegbrechen werden: Merkel, Löw und Bohlen!

Dies unverrückbare MLB-Dreibein aus Politik, Sport und Kultur bildete für knapp zwei Jahrzehnte den spirituellen Schemel unter dem Arsch unserer Republik, auf dem wir alle bequem und breitbackig saßen. Ein in seiner unveränderbaren Gleichförmlichkeit verlässliches Triptychon der Beständigkeit, bestehend aus effizienter Stagnation, freudloser Präzision und dickhodiger Egomanie, das uns allzeit sicher und überraschungsarm in berechenbaren Bahnen durch den Alltag führte. Angie, Jogi und der Dieter – auch wenn die meisten von uns sie nicht persönlich kannten, so repräsentierten sie in gewisser Weise doch die Oberhäupter unserer dysfunktionalen Deutschländer-Familie.

Mutti Merkel, die mit strenger Hand die ganze Brut zusammenhielt, Suppe kochte und aufpasste, dass keiner der Rotzlöffel aus der Reihe tanzte in dem verlotterten Saftladen. Sie erhob nur selten die Hand oder Stimme, vor dem Essen wurde gebetet und für lautes Lachen steckte man 5 Euro ins Übermut-Schwein. Wenn sie im Fernsehen zu ihrem Volk sprach, dann war das stets frei von störenden Emotionen und beruhigend wie ein einlullend lauwarmes Fußbad, nach dem man zu wissen glaubte, dass irgendwie schon alles gut würde, auch wenn eigentlich gar nichts gut war.

Papa Jogi war der körperlich etwas jüngere, relativ frisch zur Familie gestoßene Stiefvater, der einem meist erschien wie ein auf menschliche Coolness programmierter außerirdischer Android, dem versehentlich eine Tasse Baldrian-Tee in die Schaltkreise gelaufen war. Trotzdem respektierten ihn die Kinder – mit den Jungs ging er zum Fußball, mit den Mädchen zu Nivea, und manchmal brachte er zur Freude aller auch überraschend einen Weltmeister-Titel mit nach Hause.

Nicht zu vergessen der leicht unangenehme alte Onkel Dieter. Immer etwas zu laut, zu protzig und mit den Klamotten seiner Enkel, im Grunde allen ziemlich peinlich, aber in seiner arroganten Rotzigkeit manchmal auch ganz lustig, wenn er nicht zu lange blieb. Große Fresse und Eier so dick wie Bowlingkugeln, dann aber von seiner Alten aus Köln urplötzlich auf die Straße gesetzt. Irgendwie traurig, aber ehrlich gesagt auch schon lange mehr als überfällig.

Nur noch wenige Wochen und Monate, dann sind sie weg. Alle drei. Und wir müssen allein zurechtkommen. Wird ungewohnt werden. Aber schön. Ich dachte schon, wir würden sie nie los. Und sollten sie irgendwann wieder vor der Tür stehen und klingeln: ganz still sein und einfach nicht aufmachen!

Palmwedel-Verlängerung

Nach den höchst unangenehmen Mobbing-Exzessen und Aggressions-Attacken bei PROMIS UNTER PALMEN im letzten Jahr konnte es nur eine vernünftige Konsequenz geben: Mehr davon! Mehr Folgen, mehr Nachbetrachtungs-Shows und mehr bekloppte Pseudo-Promis mit noch mehr Krawall-Potential! Und hoffentlich kracht’s dann noch viel mehr und lauter, gern auch mit Tränen und Zusammenbrüchen – Hauptsache die Quoten knallen wieder! Freuen wir uns also auf exzessiv furchtbares Fernsehen der Extraklasse ab Mitte April in SAT1 – aber unter Palmen! Wunderschön!

Eilige Eilmeldung!

Was nervt so richtig im Privat-TV? Genau, die ewigen störenden Pop-Up-Teaser auf nachfolgende Sendungen. Und im Internet? Das dreiste Clickbaiting durch aufdringliche ‚Breaking News‘-Flashs. DasErste versucht neuerdings beides zu kombinieren, zB als im packenden POLIZEIRUF-Finale plötzlich ein fetter blauer Kasten mit EILMELDUNG auftauchte, was zu dieser Zeit in dieser Dringlichkeit irgendwas zwischen Terroranschlag und ‚Merkel-ist-tot‘ befürchten ließ. War aber bloß der vollkommen unnötige Hinweis auf eine stinknormale Landtagswahl-Nachbetrachtung im Anschluss. In puncto grundlos störender Aufdensackgeherei die Privaten derart locker zu übertrumpfen ist schon ne Leistung. Chapeau!

Volksverklummung

Fans natürlicher Frauen und ungekünstelter Menschen müssen jetzt ganz stark sein: Pro7 hat die Lizenz für das quotenstarke Laufluder-Format GNTM mit der diabolischen Damen-Domina Heidi Klum nach 16 qualvollen Staffeln um fünf Jahre verlängert! Das heißt: fünf weitere Jahre Dramen, Dürre und Demütigungen, wie auch ein zusätzliches halbes Jahrzehnt fiese Frauenfolter und falsche Vorbilder für junge Mädels. Aber solange sich diese weiter dankbar freiwillig vorführen lassen und freudig dem Leiden der Anderen zuschauen, kann der blonde Klum-Teufel noch lange lachend quälen und kassieren! So funktioniert Fernsehen.