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654. Einfach mal so senden! (TVS 09/20)

So schnell kann das gehen: da kommt ebenso unangekündigt wie ungebeten ein heimtückisch verbreitungsfreudiger Virus um die Ecke, und die gesamte vitale Welt wird zu einer abrupten Vollbremsung gezwungen! Auf einen Schlag verändert sich für den größten Teil der Bevölkerung die komplette bislang bekannte Realität – und jeder wird gezwungen, sich völlig neuen Regeln und Gegebenheiten anzupassen, ob man nun möchte oder nicht. Und auch das Fernsehen muss auf einmal vollständig umdenken, denn plötzlich stehen die Produktionen still, Studios werden geschlossen und Sendungen mit Live-Publikum sind nur noch ohne Live-Publikum erlaubt. Da wo sonst Grandeur, Pomp, Begeisterung und Jubel die Bühne beherrschten, wird alles auf den mehr oder minder reinen Inhalt runtergefahren, und plötzlich erkennt man deutlicher denn je, welche mechanisch grinsefressige Moderationsmaschinen oder künstlich aufgeblasene Show-Flatulenzen bisher eigentlich nur durch hypnotisch-stimmungsvortäuschende Lach-und-Klatsch-Begleitung erträglich wirkten. Wohingegen man im positiven Falle auch erkennt, wie einem manch andere Sendung ohne aufdringliche Emotionsanleitung plus Applaus-Geheische umso angenehmer erscheint.

Eine spezielle Form der neuartigen Unterhaltung, die sich mit Beginn der nationalen Kontaktsperre virusartig auf zahlreichen Sendern verbreitete, ist das sogenannte HomeOffice-TV: meist inhaltlich unvorbereitete und mit einfachsten Mitteln realisierte Talk-und-Entertainment-Formate mit Gästen, die über Skype, Smartphone- oder Tablet-Kamera aus ihrer Wohnung oder unterwegs vom Rastätten-Klo aus zugeschaltet werden. Im Grunde nett gedacht, überraschend kreativ und wegen der günstigen Produktionskosten auch ungewohnt schnell umgesetzt, allerdings letztlich doch eher eine Form von Fernsehen, dem man als Zuschauer keine lange und erfolgreiche Zukunft wünschen möchte. Denn nur weil viele Tausende von Schülern und Werktätigen unfreiwillig dazu gezwungen wurden, spontan ihre Tätigkeiten auf Heimarbeit und Netz-Konferenzen umzustellen, heißt das noch lange nicht, dass man deshalb auch im Fernsehen nur noch arrhythmisch zuckende Ruckelbilder mit verschwommen aufgequollenen Pixelgesichtern sehen möchte – vor allem dann nicht, wenn die gar nicht wissen, was sie einem eigentlich sagen wollen. Klar, dieser rebellische ‚Einfach-mal-so-senden‘-FackJu-Modus schien seit den wilden Gründertagen des Privatfernsehens und der Blütezeit des Offenen Kanals fast vergessen und fühlte sich gerade bei den großen Stationen sicherlich erfrischend lässig an. Doch auch wenn man sich benimmt wie eine offene Hose, sollte diese möglichst nicht leer sein. Und selbst mit noch so berühmten Super-Topstars vor der Linse – verschwommen sichtbar, schlecht hörbar und planlos im sinnfreien Content-Vakuum rudernd verharrt der Spaßfaktor trotz allerbester Absichten in katatonischer Schnarchstarre. Ähnliches musste das Medium schon mal lernen, als das Internet als neuer Feind ausgemacht wurde und man deshalb versuchte, krampfhaft ganz viel Internet-Inhalte ins TV zu hieven – nur um enttäuscht zu erkennen, dass das dort niemand sehen wollte, weil es für das Internet ja bereits das Internet gab. Hoffen wir also lieber auf eine baldige Rückkehr zur gewohnten inhaltlichen wie optischen Qualität und vertreiben uns solange die Zeit mit bisher Unentdecktem oder schönen Wiederholungen. Oder einfach mal was lesen – zum Beispiel eine gute Fernsehzeitschrift!

Vortanz-Terror

Weil im deutschen Fernsehen definitiv viel zu wenig getanzt wird, fast so wenig wie gekocht oder gedatet, schafft RTL dankbarerweise Abhilfe. Für LLAMBIS TANZDUELL am frühen Sonntagabend werden nun Profi-Dance-Paare durch die ganze Welt geschickt, um in fernen Ländern ihnen bislang unbekannte Tänze zu lernen und diese dann dem chronisch unzufriedenen Oberbesserwissermeister Joachim-Tanzgott-Llambi vorzuhoppeln und sich standesgemäß abkanzeln zu lassen. Ach ja, sich ohne Mindestabstand durch fremde Länder tanzen, nur damit Opa Grummelkopp einem sagt, wie scheiße es war – so was wird es so schnell wahrscheinlich auch nicht wieder geben!

Gruppen-Strullen

Gesundheits-Tests sind gerade extrem angesagt, deshalb plant Pro7/Sat1 allem Anschein nach eine groß angelegte Urinproben-Show zur kollektiven Lulle-Analyse der Bevölkerung. Wie das aussehen wird und welcher Moderator die Becher halten darf, ist bislang nicht bekannt, nur den Titel DEUTSCHLANDS GROSSER URIN-TEST hat sich der Sender bereits schützen lassen  – ganz nach britischem Vorbild, wo dieses National-Health-Check-Up-Format bereits erfolgreich gelaufen ist. Gute Idee, freue mich bei Erfolg bereits auf QUETSCH, PLOPP, SPRITZ! – DEUTSCHLAND DRÜCKT DIE PICKEL AUS, GERMANYS NEXT HORNHAUT-HOBEL-CHALLENGE und DIE GROSSE PROMI-STUHLPROBE! Hauptsache gesund!

Jury-Silbervereisung

Nicht an allen unvermutet bizarren Veränderungen im derzeitigen deutschen Fernsehen ist der COVID19 schuld – für manches reicht auch schon der ganz gewöhnliche individuelle Irrsinn. Durch die plötzlich im Netz aufgetauchten Fremdenfeindlichkeits-Verschwörungstheorie-Schwurbeleien von Xavier Naidoo als Vorbereitung auf sein neues ‚patriotische Album‘ wurde plötzlich ein Platz in der DSDS-Jury frei – und da man schnell einen Ersatz brauchte,  kam es zu einer historischen Notruf-Aktion und der Traumpaarung von Florian Silbereisen und Dieter Bohlen im Bewertungs-Panel. Ab jetzt ist absolut alles möglich – Die Amigos, Annegret Kramp-Karrenbauer und Fips Asmussen scharren für nächstes Jahr schon mit den Hufen!

Die #SchleFaZ-Wunschfilm-Deutschland-Tour 2024

Tickets

19:00 Berlin Urania, Humboldtsaal
19:00 Berlin Urania, Humboldtsaal
AUSVERKAUFT
19:00 Hannover Theater am Aegi
19:00 Köln Theater im Tanzbrunnen
AUSVERKAUFT
19:00 Hamburg Friedrich-Ebert-Halle
19:00 Bremen Pier 2
19:00 Lübeck Kolosseum
19:00 Rostock Moya
19:00 Leipzig Haus Leipzig
19:00 Frankfurt Batschkapp
AUSVERKAUFT
19:00 Saarbrücken Garage
19:00 Kaiserslautern Kammgarn
19:00 Magdeburg AMO
19:00 München Alte Kongresshalle
19:00 Stuttgart Theaterhaus
19:00 Erfurt Alte Oper