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Oliver Kalkofe zeigt “Die schlechtesten Filme aller Zeiten”

Das schonungslose Veralbern von schlechtem Fernsehen ist die Lebensaufgabe von Oliver Kalkofe. Aber auch richtig miese Filme haben es dem TV-Chefgrantler angetan – folgerichtig präsentiert er demnächst auf Tele 5 “Die schlechtesten Filme aller Zeiten”. In Teil 2 unseres Interviews erklärt er, was die Zuschauer in dieser Sendung erwartet – und warum ihm schon öfter angedroht wurde, man müsse ihm mal die Fresse polieren.

12.07.2013 | www.web.de | Redakteur: Christian Zechel | Foto: © imago / Metodi Popow |

Herr Kalkofe, welche Sendungen lohnen sich denn überhaupt noch im deutschen Fernsehen?

Ich glaube, dass es im Moment sehr wenige Sendungen gibt, die sich wirklich lohnen. Die “heute Show” mit Oliver Welke ist eine davon. Die Sendung ist aber nur aus Versehen in dieser Art entstanden, weil sich keiner vom ZDF im Vorfeld in die Sendung eingemischt hat. Denn spätestens, wenn irgendwelche Verantwortlichen des Senders involviert werden und der große Konsens gefunden werden muss, geht jedes Projekt in die Hose. Und das ist traurig. Pastewka, Stromberg oder Dittsche find ich gut. Aber davon gibt es zu wenig Folgen. Auch Joko und Klaas machen ihre Sache gut. Sie polarisieren zwar, weil einige ihre Shows hassen und andere lieben. Aber sie haben eine eigene Art, und lieber, man polarisiert, als dass man nicht auffällt.

Sie sind ein großer Fan von US-Serien. Was begeistert Sie an “Dexter” oder “Games of Thrones”, um nur einige zu nennen?

Was im Moment an Serien aus England und den USA zu uns kommt, ist großartig. Wenn man sich so Serien anschaut wie “Dexter”, “Games of Thrones”, “Doctor Who”, “Breaking Bad” oder “Boardwalk Empire”, fragt man sich doch, warum diese Länder so starke Sachen hinbekommen und wir nicht. Sogar Dänemark, ein kleines Land – größentechnisch bedeutend wie etwa Hessen -, hat “Borgen – Gefährliche Seilschaften” auf die Beine gestellt. Da denkt man sich doch sofort: “Hä, warum kriegen wir das bitte nicht hin?”. Ich kann es nicht verstehen. Wir haben theoretisch mehr Möglichkeiten, mehr Leute und mehr Geld. Und: Wenn wir suchen und dann auch arbeiten lassen würden, hätten wir sogar mehr Talente. Warum also eigentlich nicht?

Lassen Sie uns über “Kalkofes Mattscheibe” reden, eine Sendung, die Sie seit vielen Jahren präsentieren. In ihren Parodien nehmen Sie kein Blatt vor den Mund, es geht sehr derb zur Sache. Ist das eine Reaktion auf das Niveau des Ursprungmaterials?

Die “Mattscheibe” ist Anfang der 1990er-Jahre entstanden. Anfangs noch im Radio. Die Idee der Sendung war, dass ich das sagen wollte, was viele dachten und sich keiner traute auszusprechen. Wenn man fernsieht und bemerkt, dass man verarscht wird, entstehen bekanntlich Emotionen. Diese Emotionen wollte ich ehrlich ausdrücken.

Das versucht die Fernsehkritik in der Zeitung auch …

Klar, gibt es die seriöse Fernsehkritik, die sich damit auseinandersetzt oder konstruktiv mit hochgestochenen Worten etwas zu sagen versucht. Mein erster Gedanke aber war: “Ich will endlich mal sagen, was eigentlich jeder denkt, das spontane Gefühl rauslassen.” Und das Zweite war: “Für umso blöder ihr mich haltet, desto stärker werde ich auch zurückschießen.” Deshalb habe ich mich mit meinen Waffen dem Angreifer sozusagen angepasst. (lacht)

Wie reagieren denn Leute, die von Ihnen parodiert werden, wenn sie Sie mal persönlich treffen?

Das Angenehme ist, dass der größte Teil darüber lachen kann oder zumindest so tut. Man trägt es mit Humor oder sieht es sogar als Ehre an, dass ich mich mit der Sendung oder der Person auseinandergesetzt habe. Ehrlich gesagt finde ich das auch schön, wenn ich sehe, dass Menschen darüber lachen können. Dann ist ja nicht jede Hoffnung verloren und man sieht, dass nicht jeder ganz so bescheuert ist wie man in der entsprechenden Sendung manchmal denkt. Es gibt aber natürlich auch einige, die sind stinksauer, wenn sie mich sehen. Meist Menschen, die sich viel zu ernst nehmen, keine ironische Selbstreflexion zulassen und nicht zwischen dem, was hinter und was vor der Kamera ist, unterscheiden können. Das ist schade, hauptsächlich für sie selbst.

Aber Sie wurden jetzt noch nie angegriffen, oder?

Nein, bis jetzt noch nicht. Außer, dass man mir mehrfach angedroht hat, man müsse mir die Fresse polieren, ist noch nichts passiert. Meistens gehen mir die Leute einfach aus dem Weg, wenn sie sauer sind. Man merkt zwar, dass sie einen böse angucken und weggehen, aber im Grunde ist bis heute alles friedlich ausgegangen.

Sie moderieren gemeinsam mit Peter Rütten die neue Tele 5-Sendung “Die schlechtesten Filme aller Zeiten” (Anm. der Red.: insgesamt zwölf Filme, ab 26. Juli, immer freitags um 22.15 Uhr). In der ersten Folge schauen Sie sich “Supershark” an. Offensichtlich ein Film, der sich seines Trash-Faktors bewusst ist. Ist das aber überhaupt noch ein schlechter Film?

Ja, es ist trotzdem ein schlechter Film, das kann man auf jeden Fall so sagen. Bei den ganzen Filmen, die wir in unserer Sendung auf Tele 5 zeigen werden, gilt das Prinzip: viel wollen und wenig können. Bei diesen Produktionen hatten sich die Macher etwas Bestimmtes gedacht und wollten es einfach machen. Es fehlte jedoch an Darstellern, dem nötigen Geld oder dem Talent. Bei “Supershark” wussten die Macher aber was sie tun. Sie wollten keine Filmkunst, sondern einen bescheuerten Film produzieren. Der Film ist wirklich nicht gut, weil er unter vielen filmischen und inhaltlichen Gesichtspunkten misslungen ist.

Aber in “Supershark” stecken viele herrlich beknackte Ideen drin. Am Ende beim Showdown sieht man einen mutierten Riesenhai, der am Strand liegt und gegen einen Panzer mit Beinen kämpft. Der Panzer tritt dem Hai immer wieder in die Schnauze, aber am Ende kippt der Hai ihn um und der Panzer explodiert. Das ist so krank, dass ich schon wieder sagen muss: “Hut ab. Respekt vor so viel schwachsinniger Kreativität.” Ich sag mal so, es gibt schlechte Filme, die sind wirklich schlecht und es gibt schlechte Filme, die machen trotzdem Spaß, wenn man sie sieht.

Das heißt, wir werden bei “Die schlechtesten Filme aller Zeiten” nur schlechte Filme sehen, die auch Spaß machen?

Wir haben versucht zum größten Teil Filme zu finden, die Spaß machen und die dazu animieren, sich gemeinsam über sie lustig zu machen. Bei “Mega-Piranha” werden die Piranhas so riesig, da holt sich einer sogar einen Hubschrauber vom Himmel. Da denkt man wirklich: “Mensch verdammt, warum bin ich da nicht draufgekommen?”

Das Konzept der Show erinnert an “Late Lounge Heimkino”. Wird es bei Ihnen genauso ablaufen? Sitzen Sie vor der Leinwand und unterhalten sich über den Film, der im Hintergrund läuft?

Wir schauen uns die Filme gemeinsam an, lassen die Zuschauer aber immer wieder 20 Minuten mehr oder weniger alleine. Peter Rütten und ich sind nicht die ganze Zeit im Bild. Wir stellen den Film erst einmal vor, dann gibt es immer wieder ein Stück zu sehen und jedes mal, wenn wir aus der Werbung kommen, fassen wir zusammen, was wir gesehen haben. Weisen noch mal auf die schönsten Momente hin, schauen uns bestimmte Teile in Zeitlupe an und diskutieren über den Film.

Was machen Sie denn, wenn das Fernsehen wider Erwarten gut wird und es nichts mehr zu meckern gibt?

Dann würde ich mich einfach mal gerne wieder hinsetzen und fernsehen. Lasse einfach mal die Arbeit ruhen, lege mich aufs Sofa, nehme die Fernbedienung in die Hand und zappe hin und her. Das kann ich nämlich seit vielen Jahren nicht mehr machen. Das Fernsehen hat, was mich angeht, sein Vertrauen komplett verspielt. Ich weiß, dass ich nicht der einzige bin. Ich würde mich heute nicht mehr einfach so hinsetzen und abwarten, was auf mich zukommt, die Enttäuschung wäre zu groß. Der Fernseher dient inzwischen hauptsächlich als Abspielstation. Aber ich liebe das Fernsehen und würde mich sehr darüber freuen, wenn es auch wieder besseres wäre, ganz ehrlich. Aber das ist leider eine utopische Vorstellung.

Hier geht es zum ersten Teil des Artikels.

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