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457. Abschied von der Jugend (TVS 19/12)

Liebe junge ‚Menschen’ und Erwachsenen-Azubis! Ihr müsst jetzt ganz tapfer sein – aber ab dem nächsten Jahr seid Ihr dem Fernsehen scheißegal! Gemeint ist: ob und was Ihr dann schaut, geht den Sendern zukünftig am Arsch vorbei wie ein Furz im Wirbelsturm. Von nun an seid Ihr der umkippende Sack Reis in China, das kleine Ei in ‚einerlei’, der Rentner der Moderne. Auch wenn die Teenager zwischen 14 und 20 seit Jahren von den großen Sendern stets kriecherisch umschmeichelt wurden – das ist jetzt vorbei. Denn RTL – Marktführer, Imperator und Gott – hat verkündet: ab 2013 wird die bislang alles definierende Zuschauer-Zielgruppe der 14 bis 49-jährigen ausgetauscht gegen die 20 bis 59-jährigen.

Zur Erklärung: Um sich irgendwie vom gemeinen Publikums-Pöbel distanzieren zu können, erfand RTL eines Tages die sogenannte ‚werberelevante Zielgruppe der 14 – 49jährigen’, weil Helmut Thoma irgendwo gelesen hatte, dass dies die kaufkräftige Elite des Landes wäre. Wie es sich gehört, hinterfragte niemand die These des Marktführers und konzentrierte sich buckelnd auf eben diese Gruppe mutmaßlich finanzstarker Premium-Menschen. Die Verantwortlichen der Privatsender fanden das sogar cool, denn die meisten dachten, dass sie vor lauter Saufen und Koksen ohnehin nicht älter als 50 würden. Blöderweise haben überraschend viele von ihnen dennoch überlebt und schwappen nun bereits mit den eigenen Hintern aus der selbst definierten Zielgruppe hinaus in die Irrelevanz. Dabei stellten sie außerdem fest: Viele über 49 sind ja noch gar nicht im geschlossenen Heim und verfügen sogar über ein eigenes Einkommen. Während die Teens mit Baggy-Buchse im Schritt und Dauerpfeifton im Kopp ihre Eltern um Kohle anbetteln, eh gar nicht mehr fernsehen und erst recht nix für legale Produkte aus der Werbung ausgeben.

So kam man zu dem Schluss: Fuck off, Kiddies – jetzt reden wieder die Erwachsenen! Eine Idee, die eigentlich von allen Sendern begrüßt wird, außer von Pro7, die ihr Programm hauptsächlich auf junghirnige Simpel ohne abgeschlossene Schulbildung ausgerichtet haben, und vom ZDF, die immer noch für eine werberelevante Zielgruppe der 80 bis 97-jährigen kämpfen. Okay, geben wir es zu: bekloppt sind diese Einteilungen alle. Aber jetzt hat wenigstens der klügere Schwachsinn gewonnen!

STARS AM ENDE

1. Hochzeitskäse

RTL hat bei der Vorstellung seines Herbstprogramms gezeigt, dass man auch ohne eine einzige neue Idee kreativ sein kann! Man muss es nur oft genug stolz grinsend von sich selbst behaupten, olle Kamellen mit einem Gottschalk in der Jury optisch upgraden, ein paar US-Serien einkaufen und längst verweste Uralt-Formate wieder ausbuddeln. Zum Beispiel: Traumhochzeit – die bis zur Göbelgrenze überkitschte Zwangsverkupplung dusseliger Kandidaten-Pärchen aus den Neunzigern. Allerdings jetzt nicht mehr mit Gouda-Prinzessin Linda de Mol – die ist inzwischen für RTL zu alt und riecht nach Sat1 – sondern GZSZ-Blondchen Susan Sideropoulus. Ich gähne mich schon mal in Ekstase!

2. Pöterprellung

Große Aufregung bei der Aufzeichnung zum Supertalent! Ein Kandidat wollte zeigen, dass er Michelle Hunziker auf einer Schaukel nur mit den Zähnen halten konnte. Dann aber rutschte ihm vor Sabbern die Schlaufe aus der Fresse und die grazile Blondine knallte auf den Hintern! Notarzt, Steißprellung, leichte Gehirnerschütterung – vor allem aber massive Schlagzeilen! Wäre alles auch gar nicht so wild, wenn RTL selbst nicht beinahe täglich darüber berichten würde – jedoch nur mit Fotos, denn die bewegten Livebilder dazu gibt es exklusiv in der ersten Folge (und da sicherlich auch in genügend Slo-Motion-Wiederholungen)! Denn wie heißt es in der RTL-Senderbibel: Quote um Quote, Arsch um Arsch.

3. Landliebe

Man sagt, Hunde können die Angst beim Menschen riechen. Zuschauer übrigens auch bei Sendern! Und SAT1 müffelt derzeit zehn Meilen gegen den Wind nach voller Hose. Ganz besonders wenn man dort versucht, den absolut baugleichen Bauer sucht Frau-Klon namens Land sucht Liebe (sogar von der damaligen Produktionsfirma) stolz als pfiffige neue Idee und ‚erste tägliche TV-Romanze im deutschen Fernsehen’ zu verkaufen. Geklaut & ideenlos ist schon schlimm genug, aber geklaut & ideenlos plus große Fresse ist wie der Versuch, ein Malen-nach-Zahlen–Bild von pokernden Hunden dem Guggenheim zu verkaufen: einfach nur ganz schlimm peinlich. Plus doof!

Die #SchleFaZ-Wunschfilm-Deutschland-Tour 2024

Tickets

19:00 Hamburg Friedrich-Ebert-Halle
19:00 Bremen Pier 2
19:00 Lübeck Kolosseum
19:00 Rostock Moya
19:00 Leipzig Haus Leipzig
19:00 Frankfurt Batschkapp
AUSVERKAUFT
19:00 Saarbrücken Garage
19:00 Kaiserslautern Kammgarn
19:00 Magdeburg AMO
19:00 München Alte Kongresshalle
19:00 Stuttgart Theaterhaus
19:00 Erfurt Alte Oper