radio ffn startet die große Comedy-Offensive: die Frühstyxradio-Serien erhalten mehrere feste Sendeplätze an jedem Tag der Woche und im September, neun Monate nach Einstellung der wöchentlichenFrühstyxradio-Sendung bei radio ffn, hat der Sonntag wieder einen Sinn: Unter dem Titel „Frühstyxradio – die größten Erfolge aus tausend Jahren“ gehen 50 Best-Of-Folgen der Kultsendung auf Sendung, jeden Sonntag von zehn bis zwölf Uhr. Moderiert werden die Highlights des Frühstyxradios von Dietmar Wischmeyer und Sabine Bulthaup alias Pavian Meyer zu Brochterbeck und Erwin Höhnefeld. Zum Start trifft sich die Fangemeinde imWaterloo-Biergarten in Hannover, wo man gemeinsam mit denFrühstyxradioten bei „Scheiß-Kaffee und Spiegelei“ die Ausstrahlung genießt. Begleitet werden die Sendungen bis Ende 1998 vom Frühstyxradio-Wochenkalender mit den schönsten Fotos aus tausend Jahren.

Begonnen hatte 1997 allerdings mit einem anderen denkwürdigen Ereignis. Am 11. Januar tritt auf dem zugefrorenen Steinhuder Meer ein Schlittenhundegespann mit Onkel Hottegegen den Kleinen Tierfreund auf seiner Kreidler Florett an. Dank hervorragender Spikes kann die Zweitaktricke das Eisrennen für sich entscheiden.

Auch personell gibt es Neuigkeiten: Oliver Welke zieht nach ein paar Proberunden im Frühstücksfernsehen als frischgebackener SAT.1-Sportmoderator nach Berlin, wo er zwei Wochen pro Monat die Sendung täglich ran moderiert. Er bleibt dem Frühstyxradio aber treu und plant weitere gemeinsame CDs. Hinter den Kulissen wird das Frühstyxradio-Schreibtisch-Team, bestehend aus Martin Propp, Nora Köhler, Jörg Strombach und Harm Wörner durch Matthias Krüger ergänzt.

Die gigantischste Frühstyxradio-Aktion des Jahres 1997 ist gleichzeitig der größte Aprilscherz des Jahres: am 1. April vor-„eröffnet“ Günther, der Treckerfahrer (Dietmar Wischmeyer) bei strahlendem Sonnenschein die internationale Weltausstellung, die EXPO 2000 in Hannover – drei Jahre vor dem geplanten Termin und – auf dem ihr zugedachten Gelände! Rahmenveranstaltung ist die „offizielle Einweihung des Frühstyxradio-Pavillons“. Die Betreibergesellschaft der EXPO 2000 hatte die streng geheime Planung des Comedy-Coups durch das Frühstyxradio-Team aktiv unterstützt, was es ermöglichte, die Aktion richtig groß aufzuziehen: über Nacht wurden 1.200 Plakate mit dem Aufreißer „EXPO-Eröffnung“ plakatiert. Zusätzlich wurden 25.000 Exemplare einer „Sonderausgabe – EXPO aktuell“ verteilt, die mit „Wir feiern durch bis 2000“ titelte und ein „Exklusiv-Interview“ mit EXPO-Generalkommissarin Birgit Breuel enthielt. 1.600 Liter bestes „Frühstyxradio-Weltbräu“ wurden bei Nacht und Nebel eigens abgefüllt, hundert „EXPO-Gelände-Gläser“ wurden nummeriert und mit Echtheitszertifikat versehen – signiert von Birgit Breuel und Günther, dem Treckerfahrer. Am ersten April ab 5:30 Uhr ist es soweit: das komplette Programm von radio ffn steht im Zeichen des „Weltereignisses“: Nachrichten, Verkehrshinweise, Interviews, Ü-Wagen… im gesamten Senderprogramm wird von der unerwarteten „EXPO-Eröffnung“ berichtet. Immer wieder ist auch der damalige niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder in einem vorproduzierten Interview zum „Thema des Tages“ zu hören. Zusätzlich fliegt fünf Stunden lang ein Flugzeug mit dem Banner „EXPO eröffnet – ffn einschalten“ über Hannover und aus der Innenstadt gibt es einen kostenlosen Shuttleservice zum EXPO-Gelände. Schließlich wird sogar berichtet, der Papst flöge in Begleitung des Polizeipräsidenten zwecks Spende seines Segens ein. Als Höhepunkt hält Dietmar Wischmeyer als Günther, der Treckerfahrer die „Eröffnungsrede“ und das Frühstyxradio-Team präsentiert live, Open Air und kostenlos eine vierstündige Comedy-Show, in deren Rahmen und die „Breakfast Boys“ (Spaceball) noch vor U2 das erste Konzert auf dem EXPO-Gelände geben. Das begeisterte Publikum prostet sich mit „Frühstyxradio-Weltbräu“ zu und erwirbt zahlreich „das erste T-Shirt zur EXPO“ und Sonderpostkarten, komplett mit Ersttagsstempel, beides versehen mit dem Slogan „EXPO 2000 – Ich war schon da“. Um 17 Uhr heißt es dann „April, April!“ und der ganze Spuk endet mit der Anfahrt eines Bulldozers, der einen extra präparierten „polnischen Pavillon“ dem Erdboden gleichmacht. Abends berichtet das heute journal seinen 5,8 Millionen Zuschauern ausführlich über die Aktion. Der Verkaufserlös der T-Shirts und der signierten Biergläser begründet den Etat zur Anschubfinanzierung zum Bau des Deutschen Pavillons.

 

Oliver Kalkofe hat im April noch mehr zu tun: Auf Hochtouren läuft nämlich auch die Promo-Aktion zu seiner neuen CD „Hotte X“ (in Anlehnung an die damals angesagte Mystery-Agentenserie „Akte X“), die am 5. Mai auf den Markt kommt.

Kalkofe ist der Coup gelungen,Franziska Pigulla, die Synchronsprecherin der „Akte X“-Agentin Scully, für die Produktion seiner CD zu gewinnen.

 

Onkel Hotte und Agentin Scully – das kommt an: der Silberling springt in den CD-Verkaufscharts eine Woche nach der Veröffentlichung auf Platz 71, dann auf Platz 54 und schließlich auf Platz 44. Am 2. Mai tritt Oliver Kalkofe in der Harald-Schmidt-Show auf. Thema ist dort nicht nur die „HotteX“-CD sondern auch das nächste Highlight des Kalk-Jahrs: die hundertste Ausgabe von Kalkofes Mattscheibe im TV. Dieses Fernsehjubiläum wird vom ausstrahlenden Sender Premiere am 11. Mai im Rahmen einer großen Party in Hamburg gefeiert. Die Gäste genießen auf einer Großleinwand eine „Worst of …“-Zusammenstellung und sehen zeitgleich mit der Fernsehausstrahlung die Spezial-Sendung auf Premiere.

Von Mai bis Juni steht alles im Zeichen der zweiten „Frühstyxradio-Dröhnung“-Tour mit 26 Vorstellungen in 24 Städten. Von Norderney bis Frankfurt/Oder, von Kiel bis Oberhausen tragen die Comedians die frohe Botschaft des etwas anderen Geschmacks zu 36.000 Besuchern. Die Spätfolgen der erfolgreichen „Dröhnung“-Tour bekommt dann das Premiere-Publikum zu spüren: im Herbst wird ein einstündiger Zusammenschnitt der Highlights des Bühnenspektakels im deutschen Fernsehen ausgestrahlt.

Auf Norderney findet am 1. Juni anläßlich des Auftritts im Rahmen der „Dröhnung“-Tour im Haus der Insel auch das diesjährige Fanclubtreffen statt. Gemeinsam mit Premiere produziert das Frühstyxradio einen einstündigen Live-Mitschnitt.

Die CD „Die Fahrgemeinschaft“, der erste Tonträger zur gleichnamigen täglichen Frühstyxradio-Kultserie. Deren Protagonisten Martin Jürgensmann, Oliver Welke, Sabine Bulthaup und Dietmar Wischmeyer werden für ihr Werk sogar vom ADAC-Präsidenten beglückwünscht, der ein Grußwort zur CD beisteuert.

Das Frühstyxradio unterstützt soziale Autofahrer: „Die Fahrgemeinschaft“ spendet den deutschen Mitfahrzentralen landesweit und kostenlos 5.000 MCs ihres ersten Tonträgers für ihre Kunden.

 

Nach Oliver Kalkofe mit seiner Mattscheibe schafft auch Der Kleine Tierfreund den Sprung ins TV. Nachdem er schon am 17. April als „Experte“ in der 2.500sten Sendung des SAT.1 Frühstücksfernsehens aufgetreten war, geht er ebenda am 25. Juni mit der ersten Fernsehfolge des Formats auf Sendung – und fortan immer mittwochs um 6:20 Uhr sowie freitags direkt nach den Nachrichten um 7:03 Uhr.

Am 3. Juli 1997 tagt ein 12-köpfiges Gremium der Bundesprüfstelle für jugendgefährdete Schriften in Bonn- Bad Godesberg und beschließt, die ersten drei CDs von Onkel Hottes Märchenstunde zu indizieren. Oliver Kalkofe wird vorgeworfen, eine sittliche Gefährdung von Kindern und Jugendlichen sowie deren ethische Verwahrlosung in seinen Werken zu forcieren und gewaltverherlichende Darstellungen zu vermitteln. Alle Indizierungsanträge werden abgewiesen.

Auch auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin ist das Frühstyxradio 1997 wieder präsent: an verschiedenen Wochenenden präsentiert sich SAT.1 mit Dietmar Wischmeyer und der Pay-TV-Sender Premiere mit Oliver Kalkofe, der in diesem Jahr von der Berlinale-Jury naben Jochen Busse und Harald Schmidt zum Goldenen Löwen für die beste Show-Moderation nominiert ist.

Der verträumte Ort Klein Mimmelage erlangt am 2. August den ihm gebührenden Ruhm – pünktlich zur 750-Jahr-Feier. Ein schmieriger Schlagersänger (Dietmar Wischmeyer) und eine aufgetakelte Blondine (Sabine Bulthaup) heizen mit ihrem gleichnamigen Chartbreaker den 2.000 Fans im Festzelt so richtig ein: das ganze Dorf singt mit!! Unterstützt werden die beiden Künstler von der Gruppe Spaceball und Frieda & Anneliese.

Ende Oktober zieren Oliver Kalkofe und Dietmar Wischmeyer abermals eine Großveranstaltung: beide treten im Rahmen des Köln Comedy Festivals auf. Kalkofe präsentiert sichdanach auch zum ersten Mal dem Augsburger Publikum.

Im Oktober erscheinen „Kalkofes letzte Worte“ als Buch bei Eichborn Verlag von Vito von Eichborn, dem Mann, der in den Achtzigern Kultcomiczeichner Walter Moers entdeckt hatte.

Überhaupt ist 1997 für das Frühstyxradio-Team nach der großen Aprilscherz-Aktion vor allem auch ein Jahr der Bücher und Lesungen. Im Ullstein Verlag erscheint Dietmar Wischmeyers „Wischmeyers Logbuch – Eine Reise durch das Land der Bekloppten und Bescheuerten“. Nach einer Promo des Werks der Bühne beim zehnjährigen Jubiläum des SAT.1 Frühstücksfernsehens in Berlin unternimmt Wischmeyer eine auf dem Göttinger Literaturherbst beginnende ausverkaufte Lesungstour, die ihn bis in die Hamburger Fabrik und an die Berliner Volksbühne führt.

 

Zum SPD-Parteitag in Hannover wird mit dem Lappan-Verlag „Schröder – Das Buch“ von Sabine Bulthaup und Dietmar Wischmeyer veröffentlicht. Zeitgleich kommt „Schröder – Die CD“ mit O-Tönen des Ministerpräsidenten heraus. Das CD-Cover hat Sebastian Krüger, der Zeichner eines legendären Rolling-Stones-Karikaturenbandes gestaltet und die Plakate mit seiner Schröder-Karikatur kleben flächendeckend in ganz Hannover. Der Hype um die „Schröder-Connection“ des Frühstyxradios hält Wischmeyer und Bulthaup fast das ganze Jahr im Fokus der Öffentlichkeit. Die beiden erhalten für „Gerhard Schröder zu Besuch bei Frieda & Anneliese“ den niedersächsischen Hörfunkpreis der Sparte Comedy und Schröder gratuliert persönlich. Das Titelmotiv von „Schröder – Das Buch“ ist rund um den SPD-Parteitag ein beliebter Draufhalter für die Fernsehteams. Die Satiresendung Extra Dry (N3) filmt Sabine Bulthaup als Frau Anneliese live auf dem Parteitag und lädt sie in die Sendung ein, ein ZDF Spezial zum Parteitag zeigt Schröder und Frau Anneliese mit dem Buch in der Hand und Roger Willemsen präsentiert die Autoren in seiner Talk-Show Willemsens Woche. Auch eine der an den vier Mittwochabenden vor den Adventssonntagen stattfindenden Frühstyxradio-Lesungen im EXPO-Pavillon in Hannover steht ganz im Zeichen der niedersächsischen Sozialdemokratie: die Lesung verspricht „Die Wahrheit über die Sozis“ und die halbe niedersächsische Staatskanzlei sowie diverse Delegierte des SPD-Parteitags lauschen Bulthaup und Wischmeyer sowie ihren Gästen Michael Quasthoff und Dietrich zur Nedden.

Auch die anderen Adventslesungen geraten zu großen Erfolgen. Erst „Am Anfang war das Ei“ mit Bulthaup, Wischmeyer, Andreas Liebold und Oliver Welke, dann die „Logbuch-Lesung“ mit Wischmeyer allein und schließlich „Horch, was kommt von draußen rein“, abermals mit Bulthaup und Wischmeyer, flankiert von Wiglaf Droste, Gerd Henschel, Willi Podewitz, Jürgen Roth, Michael Rudolf und Fritz Tietz.

Zum Jahresende folgen auf radio ffn die mittlerweile traditionellen Frühstyxradio-Sondersendungen und nach einer großen Tournee vor stets ausverkauften Sälen im norddeutschen Raum heizen Jochen Krause und Martin Jürgensmann alias Siggi & Raner den Hannoveranern zu Silvester im Capitol so richtig ein.