Das Jahr 1992 beginnt für das Frühstyxradio mit einer Anzeige aus der rechten Szene wegen Volksverhetzung. Ausgerechnet das Onkel-Hotte-Lied „Zehn kleine Glatzenköpp“, eindeutig gegen die neonazistischen Umtriebe in Deutschland gerichtet, wird Inhalt staatsanwaltlicher Ermittlungen. Das Verfahren wird jedoch nach kurzer Zeit eingestellt. Das Lied wird auf Maxi-CD veröffentlicht, und der Erlös aus diesem Tonträger wird komplett antifaschistischen Initiativen zur Verfügung gestellt.

Die Popularität des anarchischen Frühstyxradios allerdings führt nicht zum von den Sender-Gesellschaftern gewünschten wirtschaftlichen Erfolg von radio ffn. Horst Müller schreibt für die Website der Bundeszentrale für politische Bildung: „Konservative Niedersachsen schalteten vor allem wegen der ‚Fäkalsprache’ zunehmend ab – oder um. Inzwischen hatte sich mit Antenne Niedersachsen (heute Hitradio Antenne) ein zweiter landesweiter Privatsender etabliert, der im Gegensatz zu ffn auf Ecken und Kanten verzichtete und auf Formatradio setzte. Auch der öffentlich-rechtliche Konkurrent NDR 2 machte Mitte der 90er Jahre sein Programm vermeintlich ‚durchhörbarer’, indem fundierte journalistische Berichterstattung weitgehend durch seichte Beiträge und belanglose Moderationen ersetzt wurde.“

Unter dem Druck dieser Entwicklung stößt das Frühstyxradio 1992 trotz Erfolges auf den Widerstand der radio-ffn-Gesellschafter, die den Radiomanager Peter Bartsch als neuen Programmdirektor einstellen. Bartsch, für seine harschen Eingriffe in die Programmstruktur von ihm beratener Sender bekannt, tritt an, um dem Sender genau die Ecken und Kanten abzuschleifen, die dessen Programm bisher so populär gemacht haben. Eines seiner ersten Opfer ist das Frühstyxradio. Bartsch greift vehement in die bisher herrschende Redaktionsfreiheit ein, wünscht eine Light-Version der Sendung und beginnt eine unselige Medienkampagne gegen den vielbeschworenen „Fäkalhumor“ des Erfolgsformats. Unbeirrt geht das Frühstyxradio-Team mit seiner Muttertagssendung vom 10. Mai 1992 in die Gegenoffensive, was Bartsch zum Anlass nimmt, dem Team eine „schöpferische Pause“ zu verordnen. Bartschs Strategie gerät zum Eigentor.
Schon während der ersten Ersatzsendung laufen im Sender die Telefonleitungen heiß und es kommt im sonst so stillen Isernhagen zu einer Spontandemonstration von erbosten Hörern. In den folgenden Wochen springen die Medien auf den Protestzug auf: von Stern bis Spiegel, von Premiere bis SAT.1 wird die Programm-Nivellierungsstrategie Bartschs als Zensurversuch angeprangert. Die Hörerdemonstrationen werden zu einer regelmäßigen sonntäglichen Veranstaltung. Im Sender gehen Hunderte von Briefen und Faxen ein. Das Frühstyxradio-Team tritt in der Zwischenzeit live auf und die Tournee gerät zum Triumph. Die Gesellschafter von radio ffn sehen sich aufgrund der anhaltenden Proteste und der ständigen Medienberichterstattung schließlich gezwungen, ihren auch sonst wenig erfolgreichen Programmdirektor Bartsch zu entlassen – eine in der deutschen Medienlandschaft bis heute einmalige und ermutigende Aktion.

Der Medienrummel um Bartsch beschert dem Frühstyxradio im Herbst 1992 eine nochmalige Steigerung der Popularität: Die erste Frühstyxradio-Sendung nach der Pause erreicht eine Rekordeinschaltquote, die Frühstyxradio-Comedy-Figuren treten alle 14 Tage in der TV-Sendung Up’n Swutsch (Radio Bremen / N 3) auf, ein erster Abstecher in den Süden der Republik führt Sabine Bulthaup und Dietmar Wischmeyer zusammen mit Matthias Beltz nach Mainz, es folgen zwei weitere Auftritte in Karlsruhe und Würzburg.

Im Herbst 1992 erscheinen weitere Frühstyxradio-CDs. Interpret ist Dietmar Wischmeyer als Günther, der Treckerfahrer, der niedersächsische Landwirt mit scharfer Zunge. Eine der CDs enthält das einstündige Radiohörspiel „Munter bleiben – Heute ist Weltuntergang“, das in der Zeitumstellungsstunde im September 1992 erstmals ausgestrahlt wurde. Für diesen Beitrag erhält Wischmeyer noch im selben Jahr das Goldene Kabel in Bronze.