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389. Nachruf auf das Fernsehen (TVS 03/10)

Vom Großteil des Publikums unbemerkt ist das Deutsche Fernsehen nach langer Krankheit im Alter von 57 Jahren verstorben. Die Leiche wurde von der Polizei in der eigenen Wohnung aufgefunden, wo sie anscheinend bereits mehrere Wochen gelegen haben muss. Zuschauer hatten sich bei den Behörden über den strengen Geruch und die extreme Zunahme an unerträglichen Sendungen auf seinen Kanälen beschwert. Obwohl der Körper den Betrieb noch immer aufrecht erhält und bis auf weiteres nicht vollständig abgeschaltet werden kann, konnten die Ärzte keinerlei Hirnaktivität mehr feststellen. Der Tod ist vermutlich irgendwann zwischen Weihnachten und Neujahr eingetreten, als nur Wiederholungen liefen und sich niemand mehr um die Programme kümmerte. Die Autopsie ergab, dass das Deutsche Fernsehen wahrscheinlich den Folgen eines lethalen Drogencocktails erlegen ist. Während in den Blutbahnen der Privatstationen diverse, meist illegale Aufputschmittel nachgewiesen werden konnten (Amphetamine, Ecstasy, Koffein, Crack, Blasentee, LSD, GHB, Kokain, Fusel, Speed, Klebstoff, Vicodin, Prosecco), waren in den öffentlich-rechtlichen Organen Überdosen zahlreicher Sedativa und Tranquilizer anzufinden (Valium, Baldrian, Cannabis, Klosterfrau Melissengeist, Arsen, Bach-Blüten, K.O.-Tropfen, Antidepressiva, warmer Kakao). Diese extreme Mischung führte nach Angaben der Kritiker und Mediziner nacheinander zu Übelkeit, anaphylaktischem Schock, Quotenpanik, Produktivitätslähmung, Angststarre, depressiver Hysterie und letzten Endes ins kreative Koma.

Das Fernsehen hatte in den vergangenen Jahrzehnten wiederholte Male durch spektakuläre Programm-Innovationen auf sich aufmerksam gemacht, wie z.B. die Erfindung des ZDF, das Farbfernsehen, Zweikanalton, Schleichwerbung und das Wort zum Sonntag. Durch die Abschaffung des Sendeschlusses mit Testbild eröffnete sich auch den Frauen der aktive Einzug in das Medium, wenngleich meist unbekleidet.  Nach zahlreichen erfolgreichen Jahren zeigten sich durch Gier und Faulheit der Programmverantwortlichen langsam Ermüdungserscheinungen des Fernsehens und das Publikum orientierte sich zunehmend an neuartigen Unterhaltungsformen wie Computerspiele, Kino, Internet, Rausgehen, Schlittschuhlaufen und Geschlechtsverkehr. Durch das unreflektierte Abspielen kostengünstig produzierter Reality-Fake-Formate und seelenloser Casting-Shows verwandelte es sich im Laufe der Jahre mehr und mehr zum inhaltsleeren Bügelbegleitmedium und sendete sich in die eigene Bedeutungslosigkeit.  Während sich das Fernsehen in vielen Ländern auch heute noch einfallsreich und lebendig präsentiert, begann in Deutschland bereits in relativ jungen Jahren sein schöpferisches Siechtum. Das Deutsche Fernsehen hinterlässt keine Frau und keine Kinder. Die Beisetzung findet in kleinem Kreise irgendwann live im Internet statt.

STARS AM ENDE

1. Leeres Leben

Eine alte Weisheit sagt, dass man sich mit Reichtum nicht alles kaufen kann. Vor allem keine emotionale Intelligenz, Freunde oder ein interessantes Leben. Schmerzhaft doofer Beweis für diese These: Der Wendler-Clan  in Sat1.  Inhalt: Ein großkotziges Schlagermonster, welches von sich selbst nur als ‚Das Wendler’ spricht, lebt mit seiner geklonten Sonnenstudio-Familie in prolliger Leere so in den Tag und weiß nicht wohin mit dem vielen Geld. Wir lernen: Glück ist eine einsame Pizza im Studio oder Rahmgeschnetzeltes mit der Family. Und die Gabe, sich eine passende Jeans gleich zehnmal kaufen zu können. Doch selbst mit noch so viel Kohle kriegt man dafür keine neun weiteren Ärsche. Man bleibt nur der eine, der man schon vorher war.

2. Das Letzte

Erinnern Sie sich noch an Das Vierte? War mal ein ambitionierter kleiner Sender, der sich mit Serien und Spielfilm-Klassikern unsere Herzen und Platz 4 auf der Fernbedienung erobern wollte. Dann ließ er sich von russischen Investoren kaufen, bekam ein pseudo-modernes Roboter-Design und die Ankündigung, bald ein richtiges Vollprogramm zu werden. Momentan jedoch laufen außer ein paar ranzigen Filmresten fast ausschließlich Gospel-Shows, Astro-TV, Titten-Clips, Reiseverkaufs-Sendungen und Teleshopping, neuerdings sogar in der Primetime. Klingt für mich weniger nach ‚Schalt mich ein!’ als vielmehr ‚Lösch mich aus dem Senderspeicher!’

3. Peinliche Pisser

Sich über die Sprüche von Bohlen bei DSDS aufzuregen ist so langweilig wie unnötig. Denn im Grunde sind sie leider bei aller Fiesheit meist weder unlustig noch inhaltlich falsch. Was aber die gewissenlos feixende Schweine-Redaktion von RTL mit all den armen Losern macht, die zu doof sind, ihre eigene Blödheit zu erkennen, nur um sie vor Millionen zu Mega-Vollidioten zu machen, zeugt von gewissenloser Boshaftigkeit. Bebende Bilder bei Dicken, quietschende Liegestütze bei sexuell zurückgebliebenen, genüssliches Ausweiden von Wasserflecken auf der Hose – Hihihi, wie ulkig. Die peinlichsten Pisser sind aber die, die arme Schweine erst in ihrer Selbstüberschätzung bestärken und sich dann über sie schlapp lachen. Gäbe es eine ausgleichende Gerechtigkeit, müssten sie sich beim nächsten Vorstellungsgespräch in die Hose scheißen!

Die #SchleFaZ-Wunschfilm-Deutschland-Tour 2024

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19:00 Hamburg Friedrich-Ebert-Halle
19:00 Bremen Pier 2
19:00 Lübeck Kolosseum
19:00 Rostock Moya
19:00 Leipzig Haus Leipzig
19:00 Frankfurt Batschkapp
AUSVERKAUFT
19:00 Saarbrücken Garage
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19:00 Stuttgart Theaterhaus
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